Symbolbild | Foto: fotolia/pegbes

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Wegen Kindesmissbrauchs in mehreren Fällen hat die Staatsanwaltschaft Münster Ermittlungen gegen einen 54-jährigen Neuenkirchener aufgenommen. Das Pikante: Der Familienvater war in der Kirchengemeinde St. Anna aktiv als Lektor und in der Erstkommunion-Katechese tätig, weiterhin soll er viele Jahre ehrenamtlich Kinder und Jugendliche betreut und auch Jugendgruppen geleitet haben.

Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt | Foto: StA Münster

Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt | Foto: StA Münster

Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt, Pressesprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft in Münster, teilte auf Anfrage des Mitteilungsblattes mit, dass die Staatsanwaltschaft seit Ende September mit dem Verfahren befasst ist. „Sollten die Ermittlungen einen hinreichenden Tatverdacht ergeben, werden wir Anklage erheben“, so Botzenhardt.

Gegen den Neuenkirchener liegen mehrere Anzeigen vor. Demnach handele es sich um aktuelle Vorfälle, teilweise liegen diese auch zehn Jahre zurück. Der Verteidigung seien die Vorwürfe bekannt. Den Fall in der Vergangenheit halte die Verteidigung für verjährt, teilte Botzenhardt mit. „Das ist eine rechtliche Frage, die wir klären müssen. Es gibt Regelungen, dass eine Verjährung ruhen kann. Ob das hier der Fall ist, ergeben die Ermittlungen“, sagte Botzenhardt Freitagvormittag am Telefon. Die Vorwürfe werden bei der Staatsanwaltschaft als ein Verfahren zusammengefasst.

Pastor Markus Thoms, leitender Pfarrer der Kirchengemeinde St. Anna, war erschüttert, als er von den Beschuldigungen erfahren hatte. „So etwas können wir nicht dulden und verurteilen das“, sagte Thoms am Montag im Gespräch mit dem Mitteilungsblatt. Der Pfarrer bestätigte, dass der 54-Jährige seine Ämter in der Kirchengemeinde niedergelegt hat. Ob die vorgeworfenen Taten während dieser Tätigkeiten vorgefallen sind, konnte Thoms nicht beantworten. „Da ist nun die juristische Seite am Zuge, die Sache aufzuklären“, so Thoms. Im Vorfeld hatte sich eine betroffene Person bei ihm gemeldet und das Gespräch gesucht. „Ich habe geraten, sich an die staatlichen Behörden zu wenden“, erklärte Thoms.

Das habe sie auch gemacht und Anzeige erstattet, so Thoms weiter. Den Rat gibt Pastor Thoms auch weiteren Betroffenen. „Natürlich kann man jederzeit zu mir kommen, aber für die Strafverfolgung ist die Justiz zuständig“, so Thoms weiter.
Die Prävention solcher Vorfälle, habe in der katholischen Kirche einen hohen Stellenwert. „Schon seit 2010 arbeitet das Bistum an einem ‚Institutionellen Schutzkonzept‘ (ISK)“, erklärt der Pfarrer weiter. An dem Konzept beteiligen sich alle Einrichtungen und Pfarrgemeinden des Bistums, zu dem auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter verpflichtet sind. „Schon jetzt betrieben wir Präventionsschulungen in den Gruppen“, so Thoms.

Wer selbst betroffen ist kann sich an die Polizei oder den Deutscher Kinderschutzbund Rheine e.V., An der Stadtmauer 9, 48431 Rheine, Telefon 05971-91439-0 wenden. Alle Angaben werden dort vertraulich behandelt.