Kleine Portkissen nähen ist eine sehr knibbelige Arbeit. | Foto: Maria Staggenborg

Wer am Mittwochabend ins Karl-Leisner-Haus gegangen ist konnte an den Geräuschen schon erkennen, dass dort etwas handwerkliches passiert, hörte man doch schon in der Eingangshalle die Nähmaschinen rattern und schnurren. Und richtig genug: im großen Saal waren über 20 Frauen unter der Leitung von Monika Budde am werkeln. Das natürlich nicht aus Eigennutz, sondern  zum Wohle brustkrebserkrankter Frauen. Schon viele Jahre besteht der Kontakt zum Brustzentrum Rheine. Und dort freut man sich immer wieder auf die farbenfröhlichen Drainage-Taschen, auf die kleinen und großen bunten Herzen. Es sind kleine Hilfsmittel für die operierten Frauen, die eine große Wirkung erzielen.

Nach einer Brustoperation, die  schon durch die Tatsache allein niederschmetternd ist, können die Patientinnen die großen mit Watte gefüllten  Stoffherzen zwischen Arm und operierter Stelle legen und so den Druck auf die frische Wunde verringern. Die kleinen Herzen sind ein Hilfsmittel beispielsweise beim Auto fahren. Zwischen Körper und Anschnallgurt gelegt, schützt das Stoffherz die Wunde. Die farbenfröhlichen Taschen sind eine Möglichkeit, in der Öffentlichkeit die Drainageflasche in der mitgeführten Tasche verschwinden zu lassen. Sie sind ein Aufheller im Alltag einer an Brustkrebs erkrankten Frau.

Ayse wiegt die vorgeschriebene Menge an Füllmaterial ab. | Foto: Maria Staggenborg

Die Ärzte und Schwestern des Brustzentrums Rheine wissen um die psychische und physische Belastung der Patientinnen und sind daher dankbar, diese Kissen und Taschen verschenken zu können. Das allerdings geht nur, weil die Frauen um Monika Budde in ehrenamtlicher Arbeit diese Hilfsmittel ausschließlich aus gespendetem Material nähen.

Auch junge Frauen für die gute Sache dabei

Budde und ihr Team wissen, wofür sie es tun und deshalb kommen sie gern und opfern ein paar Stunden Freizeit. Immer wieder gibt es auch neue Gesichter in der Runde. Am Mittwochabend waren einige junge Damen dort. Mütter bringen ihre Töchter mit und die wiederum Freundinnen. Sie wissen, dass Brustkrebs jeden treffen kann oder sind durch die Familie bereits mit dieser schweren Krankheit konfrontiert worden.

Die beiden 20-jährigen Ayse und Michelle sind jedenfalls motiviert: „Das machen wir gern und Spaß macht es auch“, sind sich die beiden einig.
Zweimal im Jahr wird ein Nähabend angesetzt. Monika Budde schneidet die entsprechenden Stoffteile zu, einige Frauen bringen ihre Nähmaschine mit und setzen die Nähte, während die anderen die Teile ausstopfen, per Hand zunähen, das Füllmaterial abwiegen. Jeder macht, was ihm liegt und so entstehen an einem Abend wie diesen 35 Taschen, 45 große und 40 kleine Herzen.

Zusätzlich noch 20 Portkissen geschafft

Monika Budde zeigt, wie klein die neuen Portkissen sind. | Foto: Maria Staggenborg

Damit aber nicht genug, denn es gibt auch noch wieder etwas Neues, berichtet Monika Budde. „Wir nähen heute auch noch Portkissen, circa acht mal acht Zentimeter kleine mit Watte gefüllte Kissen“. Krebspatienten, die eine Chemotherapie durchmachen, bekommen häufig einen Port gesetzt, das heißt einen unter die Haut gelegten Zugang. Oftmals sitzt dieser Port an der Stelle, wo auch der Träger des Büstenhalters liegt. Das ist dann wiederum eine unangenehme Druckstelle. Hier sollen die neuen kleinen Portkissen unter den Träger geklemmt, für Erleichterung und ein besseres Gefühl sorgen.

Inzwischen wird die Nähaktion nicht nur von Neuenkirchener Frauen  unterstützt. Budde hat auch E-Mail-Adressen aus  Ochtrup, Laer, Salzbergen und Rheine. Sobald wieder ein Termin steht, werden die Damen angefunkt. Und wer Zeit hat kommt. Über mangelnde Hilfe und Nachwuchs braucht sich Monika Budde keine Sorgen machen.  Das Personal des Brustzentrums ist hierfür immer wieder dankbar und hält mit Sekt, Orangensaft und Schokolade die Frauen am Nähabend bei Laune, wohl wissend, dass sie den nächsten Patientinnen mit diesen kleinen Hilfsmitteln ein wenig Stütze gebe können.

Das nähen der Taschen geht flott von der Hand. | Foto: Maria Staggenborg