Die Villa Hecking soll saniert und als Denkmal in Neuenkirchen erhalten bleiben. | Foto: Stefan Klausing

Die Villa Hecking soll saniert und als Denkmal in Neuenkirchen erhalten bleiben. | Foto: Stefan Klausing

385.000 Euro soll die Sanierung der denkmalgeschützen Villa Hecking kosten. Das stellte am Dienstagabend der denk-
malerfahrene Architekt Christoph Achterkamp aus Mesum dem Bau- und Umweltausschuss vor. 60 Prozent der Kosten könnten dabei über das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) bezuschusst werden. Der Antrag soll für 2017 bei der Bezirksregierung eingereicht werden, die Sanierung könnte dann 2018 beginnen.

„Sie haben da wirklich etwas Besonderes“, schwärmte Achterkamp von der fast 200 Jahre alten Villa. „Man erkennt die unterschiedlichen Bauzeiten der Villa, das ist toll.“ Aber, um das Gebäude als Denkmal zu erhalten, sei einiges zu machen – und zwar fast ausschließlich in Hand- und Maßarbeit. Ein energetischer Standard nach heutigen Gesichtspunkten wäre allerdings nicht machbar. „Dazu müssten wir zu sehr an die Substanz und dann wäre es kein Denkmal mehr“, so Achterkamp.

Zurück zur Einfachverglasung

Überhaupt sei es ein falscher Ansatz, bei solch einem Gebäude nun eine absolut dichte Mehrfachverglasung einzubauen. Dann sei nämlich das Mauerwerk die Kältebrücke und würde anfangen zu schimmeln. „Wir brauchen immer ein bisschen Luftaustausch, damit die Villa atmen kann. Auch wäre es schade, die fast 150 Jahre alten Eichenfenster des Altbaus rauszureißen. „Im Gegenteil. Wir müssen die Scheiben wieder durch einfaches Glas ersetzen und dann von Innen eine zweite Scheibe anbringen. So wie es mit der dünnen Doppelscheibe versucht wurde, ist das nicht in Ordnung, da kriegen wir Feuchtigkeit in die Laibung und das alte Fenster würde zerfallen“, erklärte Achterkamp dem Ausschuss.

Architekt Cristoph Achterkamp stellt das Konzept zur Sanierung der Villa Hekcing im Bauauschuss vor. | Foto: Stefan Klausing

Architekt Cristoph Achterkamp stellt das Konzept zur Sanierung der Villa Hekcing im Bauauschuss vor. | Foto: Stefan Klausing

Auch der Anstrich des neuen Traktes müsse wieder runter. „Zwar sieht die Fassade damit länger neuer aus, aber für die Substanz ist das nicht gut, da die Wand nicht atmen kann“, so Achterkamp weiter. Hier wolle man die einfache Farbschicht entfernen und durch einen mineralischen Anstrich erneuern. Der würde zwar schnell wieder grau, aber die Wände – und somit auch die Räume – könnten wieder atmen und würden somit länger erhalten bleiben.

Nur mit Holzwolle dämmen

Ein weiterer Teil, den Achterkamp sich angeschaut hat, ist das Dach. Auch dort müsse man behutsam vorgehen, um den Status Denkmal zu erhalten. Daher sei es auch schwierig, das Dach energetisch dicht zu machen. Aber: „Wir müssten von außen rangehen und die Zwischenräume mit Holzwolle dämmen, damit auch hier die Feuchtigkeit eine Chance hat, zu entweichen“, so der Architekt.

Teilweise könnte man parafinbeschichtete Platten einsetzen, aber komplett dicht bekomme man das Dach nicht, da in den oberen Räumen Wandschränke sind, die bis zum Dach reichen. „Die wollen wir natürlich erhalten und bestmöglich von außen ran“, so Achterkamp. Und: „Wir haben das Konzept schon beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe vorgelegt, die haben einen Haken dran gemacht, dass der Denkmal-Charakter so erhalten bliebe“, schloss Achterkamp seinen Vortrag.

Substanz erhalten

Die Vertreter der Fraktionen lobten die ausführlichen Schilderungen und waren sich am Ende einig, dass die vorgestellten Dinge so umgesetzt werden sollten. „Wir haben viel erfahren, was man falsch machen kann. Gut, dass sich
hier jemand mit befasst hat, der das ganze vernetzt sieht und einen Zusammenhang herstellt“, würdigte Manfred Krüger (Grüne) die Ausführungen des Denkmalexperten. „Hätten wir das bei der letzten Sanierung gewusst, wäre uns einiges erspart geblieben.“ Peter-Ulrich Wiesmann (SPD) merkte an, dass es sich nun auch um eine Komplettsanierung handeln würde. Beim letzten Mal sei es eine Reparatur gewesen.

Franz-Bernd Evers, selber Architekt und sachkundiger Bürger im Ausschuss, schloss sich Achterkamp an, dass die Substanz des Gebäudes erhalten werden müsse und nur eine energetische Sanierung zu kurz gedacht wäre. Dem stimmte auch SPD-Vorsitzender Uwe Fischer zu: „Es ist utopisch, hier enorm Energie einsparen zu wollen, wichtig ist erstmal, den dauerhaften Erhalt des Gebäudes zu sichern.“