Diplom-Psychologin Sabine Busch-Murray, Leiterin des Kinderschutz-Zentrums des Deutschen Kinderschutzbundes in Rheine. | Foto: Stefan Klausing

Duschpartys, Saunagänge, Kitzelattacken – je tiefer man in die Recherche zu den Missbrauchs-Vorwürfen gegen den Neuenkirchener geht (Mitteilungsblatt berichtete), desto konkreter werden die Geschichten. Nach Informationen unserer Redaktion sollen solche „Spiele“ seit Jahrzehnten stattgefunden haben. In Jugendgruppen soll er die Kinder kennengelernt haben, das Vertrauen – auch zu den Eltern – aufgebaut haben, sie zum Schwimmen oder auch in die Sauna mitgenommen haben, bis es schließlich zu den ersten Annäherungsversuchen gekommen sein soll.

Mauer des Schweigens

Der Kontakt soll dabei häufig in Firmgruppen – früher auch in Zeltlagern – zustande gekommen sein. Das Vorgehen bei solchen Tätern sei dabei oft gleich. Die Zielgruppe seien vor allem pubertierende Jugendliche – „Hebephilie“ nennt man dieses Verhalten im Fachjargon. Anders als Pädophile orientieren sich die hebephilen Täter eher an älteren Kindern ab zehn, zwölf Jahren“, erklärt Diplom-Psychologin Sabine Busch-Murray, Leiterin des Kinderschutz-Zentrums des Deutschen Kinderschutzbundes in Rheine auf Nachfrage des Mitteilungsblattes. Die Expertin kennt aus der Praxis allerlei Fälle, die nach solchen Mustern ablaufen. Dass sich die Kinder dabei scheuen, sich ihren Eltern zu offenbaren, sei nichts ungewöhnliches.

„Die Jugendlichen haben oft den Eindruck, selbst aktiv gewesen zu sein, da sie erregt waren und versteckten sich hinter einer Mauer des Schweigens“, so die Psychologin weiter. Später haben einige vielleicht selbst eine Familie und wollen das alte Thema nicht wieder aufgreifen. Wichtig sei jedoch, dass sich die Opfer melden – auch von länger zurückliegenden Kontakten, sonst passiere nichts. „Die Täter handeln oft aus einem fest verankerten Verhaltensmuster heraus und können ihr Verhalten in der Regel ohne Hilfe von außen selbst nicht ändern“, so Busch-Murray. Da helfe nur eine qualifizierte Therapie.

Zum Verfahren selbst konnte die Staatsanwaltschaft Münster nichts Neues mitteilen. „Die Ermittlungen laufen“, erklärte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt auf Anfrage des Mitteilungsblattes.

Wer selbst betroffen ist, kann sich an die Polizei, den Deutschen Kinderschutzbund Rheine e.V., An der Stadtmauer 9, 48431 Rheine, Telefon (05971) 91439-0, oder an die Präventionsbeauftragte im Bistum Münster, Telefon (0251) 4 95 63 61, wenden. Alle Angaben werden vertraulich behandelt.