Viel Kaufleute und Eigentümer interessierten für die Planung. | Foto: Stefan Klausing

Nachdem der Rathausvorplatz nun fertiggestellt ist, soll die Aufwertung des Ortskerns in der Fußgängerzone fortgesetzt werden (Mitteilungsblatt berichtete). Zum Infoabend am Dienstag sind daher die ansässigen Kaufleute und Eigentümer zahlreich erschienen. Vorgestellt wurde das Konzept – wie schon im Bauausschuss – von Jennifer Eilert und Susanne Varga-Braun von der Planungsgruppe Rein aus Laer. Jedoch hielt sich die Euphorie über die moderne Gestaltung bei den Zuhörern zunächst in Grenzen. „Unser Ziel ist es, die Fußgängerzone für alle Neuenkirchener attraktiv zu machen. Und ich würde mich freuen, wenn wir alle an einem Strang ziehen“, sagte Bürgermeister Franz Möllering.

Der Rahmen wird geschaffen

Jennifer Eilert stellte das Konzept vor. | Foto: Stefan Klausing

Doch das hätten sich die Kaufleute bereits vor einigen Jahren gewünscht, als die Politik sie vor vollendete Tatsachen gesetzt hat, als die Entscheidung für das Hecking-Center gefallen ist, oder vor Jahrzehnten die Innenstadt zur Fußgängerzone wurde. „Warum wurden denn die Kaufleute nicht schon vorher informiert, damit sie sich beteiligen können“, wollte Hermann-Josef Evers wissen. Schließlich kennen die Händler sich am Ort besser aus, als ein fremdes Planungsbüro, so der Einwand.

„Wir haben bereits 2015 zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, da habe ich auch einige von ihnen gesehen“, antwortete Möllering. Auch die weiteren Beratungen wären öffentlich im Bauausschuss erfolgt, so Möllering weiter, Anmerkungen würden jederzeit im Rathaus aufgenommen.
Auch waren einige Anwesende skeptisch, dass die Umgestaltung mehr Kunden in die Geschäfte spülen würde. „Da sind sie gefragt, wir schaffen nur einen attraktiven Rahmen, damit sich die Neuenkirchener und Besucher länger im Ortskern aufhalten und wohl fühlen können“, so Möllering. Doch das gelte für den öffentlichen Raum. „Wie sie ihre Kunden in die Geschäfte bekommen, dafür hatte der Verkehrsverein gestern Abend einen guten Vortrag.“

Etwas stiefmütterlich behandelt fühlten sich die Anlieger am alten Marktplatz und der Emsdettener Straße. „Warum entstehen am Heyeröder Platz zwei Spielelemente und bei uns werden nur die Ziegen versetzt“, wollte Franz Keizer wissen.  Er schlug vor, die Wasserspiele auf den alten Marktplatz zu verlegen. „Schließlich war dort einmal der alte Dorfbrunnen, dass würde gut zusammen passen“, so Keizer. Die Anregung fand allgemein Anklang und werde in der weiteren Planung ausprobiert, versprach Möllering. Ralf Schütte wollte wissen, ob es an der Kreuzung Emsdettener Straße/Josefstraße zu einer Aufpflasterung zur Verkehrsberuhigung kommen würde. „Das ist dort nicht möglich“, erklärte Susanne Varga-Braun.

Jugendlicher Lärm

Franz Möllering (r.) erklärt Einzelheiten. | Foto: Stefan Klausing

Eine Idee ist es, Jugendliche in die Fußgängerzone zu holen, etwa mit der Bodenwelle (Skaterbahn) vor der Sparkasse. Sigrun Wagner-Heidbrink wollte wissen, wie denn die Lärmentwicklung sei, da sie an der Ecke Hörgeräte verkaufe. „Die Bahn wird von Hand mit Beton modelliert, dadurch gleichmäßig glatt“, gab Varga-Braun Entwarnung. Das jetzige Pflaster wäre lauter, außerdem würde die Bahn nicht zum stundenlangen Skaten einladen, sondern „nur mal zum Drüberrollen“. Ein Unding, fanden einige ältere Zuhörer.

„Da ist die Lärmbelästigung am Abend und am Wochenende doch vorprogrammiert. Dann sprechen wir uns wieder!“, drohte Konrad Thies. Kinder bis zehn Jahre gingen ja noch, aber die älteren Jugendlichen wolle man nicht in der Fußgängerzone, damit die Ruhe am Abend und am Wochenende nicht gefährdet sei. „Aber darum geht es doch, dass hier abends und am Wochenende nichts mehr los ist. Da werden doch die Bürgersteige hochgeklappt“, konterte ein jüngerer Teilnehmer.

Insgesamt gab es an diesem Abend dennoch den Konsens, dass dieser Schritt – die Aufwertung der Fußgängerzone – nun in die richtige Richtung gehe, fasste Möllering abschließend zusammen.
Der zustimmende Beifall unterstrich diese Einschätzung.

Kommentar

Der Mix macht‘s
Lärmende Jugendliche hätten in der Fußgängerzone schon mal gar nichts zu suchen. Geht‘s noch?! Da greift die Gemeinde in Fördertöpfe, um gegenüber Städten und Outlets attraktiv zu bleiben und die Herren sorgen sich um die junge Generation. Vielleicht wären ja Kneipp-Becken eine Alternative!? Mal ernsthaft. Wenn man etwas Nachhaltiges schaffen will, dann muss es alle Generationen ansprechen. Kinder, junge Familien, rüstige Senioren und eben auch Jugendliche. Gerade der Mix macht doch eine lebhafte Gemeinde erst zu dem, was es ist – ein Ort, in dem es sich zu leben lohnt. Und während Oma beim Juwelier eine Kette aussucht, Opa die Batterien im Hörgerät wechseln lässt, Mama schnell nach einer neuen Bluse sucht, Papa eine Probefahrt auf dem Zweirad macht, der große Bruder nach einem neuen Handy schaut und die kleine Schwester durch die Wasserspiele tobt, stellt man fest, dass Neuenkirchen für alle was zu bieten hat. Das sollte zumindest das Ziel sein. | Stefan Klausing

 

„Ist die Jugend doch zu laut, werden halt Spiele für die ‚Alten‘ gebaut!“ | Karikatur: H. Schwarze-Blanke