Die Delegation aus Israel – wie sich die Austauschgruppe selbst nennt – war zum Schuljahresende am Arnold-Janssen-Gymnasium (AJG) gewesen und das Projekt eines Schüleraustausches mit israelischen Schulen jährt sich in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal. „Man braucht Beständigkeit und Ausdauer, will man so etwas aufbauen,“ erzählt Karl-Heinz Reinartz über die Anfänge der Begegnung. „Es hat sieben Jahre gebraucht, bis eine Schule gefunden wurde in Ramat Hasharon nahe Tel Aviv. 1998 war es dann soweit, die erste Begegnung einer Schülergruppe unter der Leitung von Arieh Gitelis am AJG, ein Jahr später der Gegenbesuch in Israel. Damals ging die gesamte Kommunikation noch über Briefpost und Telefon, was heute deutlich leichter wäre.“ Reinartz ist sichtbar stolz auf dieses Projekt, das sich sieben Jahre später um eine arabische Schule erweiterte. Die Sankt Joseph School in Nazareth kam hinzu und machte das nun trilaterale Projekt einzigartig. Keine andere Schule in NRW führt einen Austausch mit einer arabischen und einer jüdischen Schule durch.

„Solche Begegnungen waren vor dem geschichtlichen Hintergrund anfänglich durchaus heikel, aber sie lohnen sich gerade daher auch umso mehr und erfahren deshalb auch regelmäßig Unterstützung aus der Politik“, so Reinartz über seine langjährigen Erfahrungen mit diesem Projekt.

Vorbehalte abbauen

Die Begegnung von arabischen und jüdischen Jugendlichen ist in Israel alles andere als normal. Die Vorbehalte sind groß und die Jugendlichen übernehmen sie häufig aus ihrem persönlichen Umfeld. „Ohne uns würden sie nicht miteinander reden, das Projekt hilft also auch Schranken und Vorbehalte im Land selbst abzubauen.

Dieses Jahr jähhrt sich der Schüleraustausch mit Israel und dem Arnold-Janssen-Gymnasium zum 20. Mal. | Foto: Lohmann

Hildegard Clancett und Harald Lohmann haben die Leitung des Projekts 2013 von Reinartz übernommen. „Ein Thema, das sowohl hier als auch in Israel einen Schwerpunkt bildet, ist der Holocaust. Jeder hat dazu seine eigene Geschichte, aber es ist wichtig, dass wir gemeinsam in die Zukunft gucken und daran arbeiten, dass so etwas nie wieder passiert”, fasst Clancett ein zentrales Anliegen zusammen. Doch auch Napka spielt eine Rolle in der Begegnung, vor allem beim Besuch der Schule in Nazareth. Als Napka wird im arabischen Sprachgebrauch die Flucht und Vertreibung von etwa 700.000 arabischen Palästinensern aus dem früheren britischen Mandatsgebiet Palästina bezeichnet.

Zahlreiche Ausflüge

Beim diesjährigen Besuch war die Gruppe von 30 Schülerinnen und Schülern mit ihren Gastgebern zunächst in Neuenkirchen gewesen und hat auch am Unterricht teilgenommen. „Wir haben vornehmlich die Englischlehrer gebeten, die Gastschüler aufzunehmen, denn Deutschkenntnisse haben sie nicht. Genauso wenig, wie wir Hebräisch beherrschen, wenn wir deren Schulsystem erkunden“, so Lohmann zur Organisation vor Ort. Doch auch Exkursionen zur Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Zeche Zollverein, Moviepark in Bottrop oder der Kletterwald in Ibbenbüren gehörten zum Programm. Den Abschluss hier bildete eine gemeinsame Feier mit allen Beteiligten am AJG.

Beim Holi-Fest wird bunte Farbe in die Luft geworfen. | Foto: Lohmann

Begeistert genossen dann auch Eltern und Geschwister das Endspiel, das gemeinsame Grillen und Holi, das traditionell aus dem Indischen stammende Frühlingsfest. Dort werden dann für ein paar Tage alle Schranken und Vorbehalte zwischen den sozialen Schichten und Kasten vergessen. „Das ist hier natürlich mit einer starken Symbolik behaftet, wenn jüdische, muslimische und christliche Jugendliche gemeinsam feiern,“ erläutert Lohmann die Bedeutung von Holi.

In der zweiten Woche ging es dann nach Berlin. Villa Wannsee – der Ort, an dem die Entscheidung zur Endlösung der Judenfrage getroffen wurde, das Parlament, das ehemalige Stasigefängnis Hohenschönhausen und die Gedenkstätte der Berliner Mauer waren nur eine Punkte des umfangreichen Programms. „Es ist anstrengend, aber ungemein erlebnisreich für die Jugendlichen. Wir haben daher auch Raum für Entspannung und Shoppen auf dem Programm,“ erzählt Clancett von den Erfahrungen in Berlin. Einkaufen ist in der Tat wichtig, denn für Gäste aus Israel ist bei dem deutlich niedrigeren Preisniveau das hier wie im Paradies.

Am vergangenen Freitag ging es dann unter Tränen des Abschieds wieder zurück. Und die 30 Schülerinnen und Schüler vom AJG, können es kaum abwarten, bis sie im April 2019 ihre Freunde in Israel wiedersehen werden.

Beim Besuch in Berlin stand auch der Reichstag auf dem Programm. | Foto: privat