Mit der Spendenaktion soll die Delfintherapie für Lilly ermöglicht werden. | Symbolfoto: stock.adobe

 

In den letzten Wochen machte immer wieder der Name „Lilly“ die Runde. Sicherlich durch die großartige Spendenaktion im Internet unter https://gofund.me/9b82ba0d und durch Mundpropaganda. Doch wer ist eigentlich „Lilly“? Das Mitteilungsblatt besuchte Lilly und ihre Familie zuhause am Dörper Berg. Direkt nach dem Klingeln öffnete die kleine Jette (3 Jahre) die Haustür, die Mutter von Lilly, Marion Köster (38 Jahre, Erzieherin) bat mich zum Interview herein.

Familie stellt sich den immer neuen Aufgaben

Zusammen mit ihrem Mann René (35 Jahre, Erzieher) erzählte Marion einige Details aus dem Leben der siebenjährigen Lilly. Das junge Mädchen wurde im Februar 2014 geboren und kam, bedingt durch eine Sauerstoffunterversorgung in der Schwangerschaft, mit einer mehrfachen Behinderung auf die Welt (Periventrikulärer Leukomalazie (PVL), einer allgemeinen Entwicklungsretardierung, Bilaterale infantile Zerebralparese mit spastischer Tetraparese). Die junge Familie hat sich dem Schicksal gefügt und sich der nicht immer einfachen Aufgabe gestellt. 

Starker Zusammenhalt von Familie und Freunden

Starken Halt und Unterstützung haben sie dabei durch ihre Familien, Freunde und Bekannte bekommen. Der Tagesablauf ist ein völlig anderer, doch die jungen Eltern machen das Beste daraus und kümmern sich sehr liebevoll um Lilly. Lilly kann weder gezielt irgendwo hingreifen, sie kann die Hände nicht kontrolliert einsetzen, nicht alleine stehen, sich hinsetzen oder einfach nur krabbeln; ihre Motorik lässt das nicht zu. Die kleine Schwester Jette trägt das mit großer Geduld, da sie die Situation von Geburt an kennt. Nur manchmal wird sie etwas eifersüchtig auf die große Schwester.

Individuelle Lerninhalte für die Siebenjährige

Jeden Morgen klingelt auf der Drosselstraße um sechs Uhr der Wecker. Dann heißt es „Aufstehen“ für Lilly und die Eltern, Zähneputzen, Anziehen und „Sondieren (Nahrungsversorgung per Sonde), denn pünktlich um sieben Uhr wird Lilly von einem Taxi abgeholt, welches sie zur Schule bringt. Lilly geht übrigens in die zweite Klasse der Ernst-Klee-Förderschule in Mettingen. In der LWL-Förderschule mit Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung werden speziell auf Lilly zugeschnittene individuelle Lerninhalte im Bereich der Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie ermöglicht. Ergänzend dazu kann Lilly dort auch am heilpädagogischen Reiten teilnehmen.

Der Schulalltag ist eine große Herausforderung

Der Schulalltag bedeutet für Lilly eine große Herausforderung, gleichwohl wirkt sie aber ausgeglichen und zufrieden, wenn am Nachmittag gegen 16 Uhr das Taxi wieder an der Drosselstraße vorfährt und Lilly wieder daheim ist. Dann muss die Siebenjährige erst einmal wieder „runterkommen“, einen kurzen Moment mit Mama kuscheln und dann möchte sie auch schon wieder spielen, gerne auch mit ihrer kleinen Schwester Jette. Besonders gut entspannen kann Lilly mit ihren Hörspielkassetten von „Bibi und Tina“. Dann hört sie besonders aufmerksam zu. Auffallend dabei ist, dass Lilly dabei in der Lage ist, für einen überschaubaren Moment den Kopf hochzuhalten.

Lillys Lachen kommt von Herzen

Die Familie ist überwältigt von der riesigen Welle der Hilfsbereitschaft: v.l.: René und Marion Köster, Jette und Lilly, Verena Heckmann. | Foto: Heuermann

Lilly ist seit ihrer Geburt blind und hat Probleme mit dem Sprechen. Oft bekommt sie nur ein paar Laute raus, ihr persönliches Umfeld kann mit der Mimik und Gestik des Mädchens oftmals schon deuten, was die Siebenjährige damit ausdrücken möchte. Auch das ist nicht immer so leicht, weil Lilly oftmals am Lachen ist, einfach so. Dieses Lachen kommt von Herzen, es steckt regelrecht an. Seit einiger Zeit hat Lilly einen Button als unterstützendes Kommunikationsmittel. Hier kann auf einem kleinen Speicher etwas aufgesprochen werden. So erzählt die Familie dann auch schon mal eine kleine Geschichte, die am Tag zuvor in der Familie geschehen ist. Dann nimmt Lilly am Tag darauf den Button mit zur Schule und kann den LehrerInnen und Therapeuten sowie den Schüler-
Innen das dann vorspielen.

Seit dem 26. Januar 2022 ist vieles anders 

Doch seit dem 26. Januar 2022 ist etwas Unruhe in das Haus am Dörper Berg eingekehrt, positive Unruhe. An dem Mittwoch-
abend ist der Spendenaufruf von Verena Heckmann (geb. Köster), der Tante von Lilly, im Internet „steil durch die Decke gegangen“. Das war zunächst so gar nicht geplant. Am Silvesterabend 2021 hatte sich Verena zusammen mit ein paar Freundinnen getroffen, um gemeinsam einen netten Abend zu verbringen. Und wie man es im Münsterland ebenso macht, wird eine Umlage von allen Teilnehmerinnen kassiert. Das neue Jahr 2022 fingt gut an, am Ende des gemeinsamen Abends wurde Kassensturz gemacht und es blieb noch eine kleine Summe über. Doch wohin mit dem Geld, haben sich die vier jungen Frauen gefragt. Irgendwie spenden, war die spontane Idee. Doch wer soll die oder der Begünstigte sein?

Spendenplattform

Das brachte Verena auf den Plan, sie schlug vor, die Summe für ihre Nichte Lilly zu spenden, ihre Freundinnen fanden die Idee super. Das war gleichzeitig der Startschuss für den Spendenaufruf für Lilly im Internet. Verena hatte sich vorab informiert und für die Spendenplattform gofund.me entschieden. Die Seite war online schnell eingerichtet, stolz wollte Verena die Seite ihren Eltern Helga und Manfred präsentieren, alles bis dahin noch geheim und nicht offiziell. Per WhatsApp wurde der Link am 26. Januar an die Eltern verschickt, diese waren so begeistert von der Idee und hatten sich gedacht, wenn das von der eigenen Tochter kommt, dann ist das schon was „Offizielles“.

Und zwei Klicks weiter war alles offiziell

Zwei Klicks weiter, schon war der Link im Freundes- und Bekanntenkreis verteilt. Spätestens ab dem Zeitpunkt war es offiziell und irgendwie auch nicht mehr zu stoppen. Sollte es ja auch gar nicht, doch eigentlich wollte Verena vor Veröffentlichung im Netz den Aufbau und Inhalt mit der Familie besprechen, eigentlich. Doch jetzt war es egal, die Angelegenheit war nun raus, ein paar Minuten später waren schon die ersten Spenden auf dem Zähler verbucht. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Rund 15.000 Euro sind innerhalb von zwei Tagen auf dem Spendenkonto aufgelaufen. Die Familie war und ist immer noch überwältigt von der riesigen Resonanz und der enormen Hilfsbereitschaft.

Die Überraschung ist wirklich gelungen

Auch wenn es für Marion und René zusammen mit Lilly und Jette eine Überraschung werden sollte, so konnte diese Spendenaktion nicht lange geheim bleiben. Sie konnten es gar nicht fassen, welche Summen dort gespendet wurden, teils von Menschen, die sie vermutlich gar nicht kennen. Das Schicksal der jungen Familie bewegt die Menschen in Neuenkirchen und darüber hinaus. Die Freude war riesengroß, es fehlten die Worte; es flossen Tränen. Tränen der Freude für so viel Hilfsbereitschaft.

Doch wofür soll das Spendengeld verwendet werden? Zunächst soll einmal die Delfintherapie in Curacao für Lilly ermöglicht werden. Vorrangig soll dadurch die Kommunikationsfähigkeit gestärkt und der Bewegungsapparat verbessert werden. Gegenstand der Therapie ist die familiäre Begleitung. Darüber hinaus ist in naher Zukunft auch die Anschaffung eines rollstuhlgerechten Fahrzeugs geplant. Hier kann die Spendensumme einen Grundstein bilden. Neben der Delfintherapie muss sich Lilly zusätzlich immer wieder neuen Anwendungen unterziehen, so auch zum Beispiel der Galileo-Therapie „Auf die Beine“ in Köln. Diese Therapie ist ein interdisziplinäres Behandlungskonzept für Kinder und Jugendliche mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit.

Lilly ist von Geburt an sehr „wasserverliebt“

Wie die Eltern im Gespräch mit dem Mitteilungsblatt mitteilten, freuen sie sich schon sehr auf die Realisierung der Delfintherapie, da Lilly von Geburt an sehr „wasserverliebt ist“. Die Finanzierung wurde jetzt durch die Spendenaktion von Verena Heckmann gesichert, jetzt fehlt noch die Zusage des „Zentrum für Delfintherapie und -forschung in Curucao“. Dann ist die junge Familie wieder ein Stück näher dran an der Realisierung. Aber auch die Planung einer derartigen großen Reise ist eine weitere Herausforderung für die Eltern von Lilly.

Verbesserung der Mobilität als großes Ziel

Delfine wirken positiv auf die Patienten ein. | Symbolfoto: stock.adobe

Wie man auf der Homepage des „Zentrums für Delfintherapie und -forschung“ nachlesen kann, soll diese Therapie „zu einer Verbesserung des kognitiven Niveaus und der Mobilität sowie Verbesserung der Entwicklungsstörungen sowie körperlichen und psychischen Erkrankung führen. Durch ihre außergewöhnliche Intelligenz und Intuition wirken die Delfine mit ihrem von Natur aus sanftem Charakter positiv auf die Patienten ein. Zusammen mit den Therapeuten und Trainern vor Ort, unter Aufsicht einer ärztlichen Leitung und im Beisein von Eltern und Geschwister soll gemeinsam die Del-
fintherapie zu einer Verbesserung des gesamten Wohlbefindens des Patienten beitragen“.

Anspannung soll möglichst abfallen

Besonders soll auch die Anspannung von Lilly abfallen und ein bisschen „Urlaubsfeeling“ hoffentlich dabei aufkommen. Das ist übrigens der erste große Urlaub für die Siebenjährige. Die kleine Jette freut sich auch schon auf die Reise „über den großen Teich“.  Abschließend möchte die Familie noch einmal zum Ausdruck bringen, dass sie bei jedem „Hallo“, welches ihnen beim Spaziergang zugerufen wird, am liebsten ein herzliches Dankeschön hinterherrufen möchte! Deshalb nochmals an dieser Stelle: „Danke! Danke! Danke!“

Spendenkonto errichtet

Wer noch einen Betrag spenden möchte für Lilly, der hat auf dem extra eingerichteten Spendenkonto die Möglichkeit:

Kontoinhaberin: Marion Köster, IBAN DE78 4035 1060 0074 7549 95,  Kreissparkasse Steinfurt, Verwendungszweck „Lilly“.