Um fünf Uhr morgens bauten die ersten Flohmarktbeschicker ihre Verkaufsstände bereits auf, die ersten Besucher säumten schön früh die Straßen. Zu diesem Zeitpunkt ist das Angebot noch am größten, mit der Taschenlampe konnte man schon das eine oder andere Schnäppchen in den Kofferräumen ausfindig machen.
Manch einer konnte nicht einmal in Ruhe seine Kartons und Verkaufsgegenstände aus dem Auto holen, da wurde schon in den Kartons gewühlt; genau nach der einen Sache, die man immer schon haben wollte, aber bislang nirgendwo bekommen konnte. So wechselten noch im Halbdunkeln die ersten Gegenstände, die Münzen und kleinen Geldscheine den Besitzer.
Wohl dem, der einen Parkplatz hatte
Bereits am Abend zuvor parkten zahlreiche PKW-Kombis und Transporter im Ortskern, Anhänger wurden abgestellt, damit die Laufwege nicht so lang und die Parkplätze vor dem reservierten Stand nicht von anderen Fahrzeugen blockiert werden. Zahlreiche Anwohner rund um die St.-Anna-Kirche hatten ihre Fahrzeuge vorsorglich auf einen der zahlreichen kostenlosen Parkplätze im Ortskern abgestellt, weil an dem Samstagmorgen die privaten Zufahrten durch Verkaufsstände blockiert waren.
Wie die Ordnungsamtsleiterin Birgit Brüning auf Anfrage mitteilte, haben zwei Kolleginnen und Kollegen vom Ordnungsamt der Gemeinde Neuenkirchen an diesem Samstag den parkenden Verkehr kontrolliert, ob Straßen und Rettungswege zugeparkt wurden. „Das zählt zu unseren Aufgaben“, erklärte Brüning am Telefon. Mit Ausnahme des Rathausvorplatzes und Teilbereiche der Marktstraße standen alle weiteren öffentlichen Parkplätze zur Verfügung.
Auch Rücksicht auf andere nehmen
Wer dennoch widerrechtlich sein Fahrzeug abgestellt hatte, musste durchaus mit einem „Knöllchen“ an der Windschutzscheibe rechnen. Da wird dann schnell ein Bußgeld zwischen 15 und 55 Euro aufgerufen. Besonders auffällig waren Verstöße auf der Industriestraße in Höhe des Edeka-Marktes zu verzeichnen. Hier parkten einige Fahrzeuge am rechten barrierefreien Fahrbahnrand, welcher farblich als Gehweg markiert ist. Durch parkende Fahrzeuge sind dann zum Beispiel die Bewohnerinnen und Bewohner der Caritas-Wohnanlage gezwungen, mit dem Rollator oder dem Rollstuhl die gefährlichere Fahrbahn zu benutzen. Insgesamt sind am Samstag rund 50 Parkverstöße im Ortskern aufgezeichnet worden.
Nun aber zurück zum eigentlichen Geschehen an diesem Samstag, dem Flohmarkt. Mit mehr als 600 angemeldeten Verkaufsständen hatte der diesjährige Flohmarkt eine vergleichbare Größe wie in den Jahren vor der Pandemie. Auch wenn während der Corona-Krise und während des Lockdowns zahlreiche Dachböden und Keller aufgeräumt und einige Dinge entsorgt wurden, gab
es augenscheinlich noch genügend „Schätze“, die es wert waren, zum Verkauf angeboten zu werden.
Die VerkäuferInnen hatten alle ihren Spaß
Oft sind es nicht nur einzelne Personen oder Familien, die ihre Waren anbieten. Vielmehr sind es auch Nachbarschaften, Freunde und Cliquen, welche zusammen ihre Stände buchen, um diese möglichst nebeneinander aufbauen zu können. Natürlich geht es darum, abends möglichst mit weniger Ware nach Hause zu kommen als zu Beginn des Tages. Bei einigen VerkäuferInnen hatte man sogar den Eindruck, dass bei ihnen der Spaß am Verkaufen im Vordergrund stand und nicht der Erlös in der Kasse am Ende des Tages. „Wenn man sieht, was dabei rumkommt und man gleichzeitig überlegt, wieviele Stunden man hier steht, inklusive der Vorbereitung mit An- und Abfahrt, dann hat man einen verdammt schlechten Stundenlohn“, sagte uns eine Verkäuferin.
Das Wetter hatte ein Einsehen mit den Standbeschickern, die morgens erst noch ein wenig frieren mussten. Sie hatten sich aber gut eingedeckt mit Thermoskanne und heißen Getränken, dazu das mitgebrachte Frühstück oder ein „Coffe to go“ aus einem der Cafés im Ortskern. Irgendwann kam dann auch die Sonne um die Ecke; wohl dem, der seinen Stand auf der „Sonnenseite“ gebucht hatte! Bei Temperaturen bis zu 20 Grad konnte dann die dicke Jacke auch schon mal an die Seite gelegt werden.
Keine Garantie und auch kein Umtausch
„Immer wieder wurde gefeilscht bei den Verkaufsgesprächen, wer den vollen Preis zahlt, der ist selber Schuld“, konnte man an einem Stand hören. Manchmal konnte der potentielle Käufer auch den Preis bestimmen, den er bereit war, für die angebotene Ware zu zahlen – das ist Flohmarkt pur. Nur Garantie, Gewährleistung und Umtausch, das alles gibt es nicht. Diejenigen, die den Flohmarkt aufsuchen, um etwas zu kaufen, die wissen das und haben auch kein Problem damit, wenn sie ihr „Schnäppchen“ gemacht haben. Und wer seine persönliche Errungenschaft noch nicht gemacht hat, für den bleibt ein Trost: Nach dem Flohmarkt ist vor dem Flohmarkt. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal!