Die Gemeinde feiert in diesem Jahr das 775-jährige Jubiläum und alle wollen mitfeiern. So ist es auch wohl zu erklären, dass sich rund 40 Vereine ins Zeug gelegt haben, um sich am vergangenen Wochenende richtig zu präsentieren und für die Besucherinnen und Besuchern aus Nah und Fern ein tolles Programm mit zahlreichen Attraktionen auf die Beine gestellt haben.

Offlumer schmücken die Gute Stube im Ort

Noch am Montag der letzten Woche sah die Fußgängerzone aus wie immer. Am Abend wurde es etwas lauter, als Mitglieder des Schützenvereins Offlum mit zwei großen Schleppern in die gute Stube Neuenkirchens einbogen, um die weiß-grünen Fähnchen aufzuhängen. Nach dem Motto „Viele Hände schaffen ein schnelles Ende“ wurde angepackt. Bürgermeister Willi Brüning bedankte sich bei den Aktiven und spendierte am neuen „KURTI“ leckere Bratwurst vom Grill und kühle Getränke. Am Samstagmorgen kamen dann schon ab 10 Uhr die ersten BesucherInnen. Anziehungspunkt war hier das Street-Soccer-Feld auf dem Heyeröder Platz. Dort fand ein kleiner Wettbewerb des SuS Neuenkirchen statt, welcher zahlreiche Kinder und Zuschauer anlockte. Die Gewinner erhielten Gutscheine, gesponsert vom Verkehrsverein Pro Neuenkirchen. Treffsicherheit war auch bei der übergroßen Dartscheibe gefragt, bei der man mit einem Ball punkten musste. Nein geblitzt wurde nicht auf der Friedenstraße vor der Domschänke, aber die Geschwindigkeit der kleinen gelben Filzbälle wurde beim Aufschlag des Tennisvereins Grün-Weiss gemessen.

Wer nach der sportlichen Betätigung noch ausreichen Kräfte hatte, der konnte die Aussicht von oben genießen beim Klettern auf den Strohballen des Landwirtschaftlichen Ortsvereins. Sie hatten ihren Stand an prominenter Stelle vor dem Geschäft Elfers positioniert, direkt gegenüber der Blaulichtmeile auf dem Rathausvorplatz. Besonders die „Fühlsäckchen“ kamen bei den Kindern bestens an. Hier galt es Dinge zu „erfühlen“, wie zum Beispiel Möhren, Kartoffeln, Stroh, Heu, Schafswolle oder Pflaumen. Zur Belohnung gab es selbstgebackene Muffins und Haribos. Die Trefferquote lag zwischen 80 und 90 Prozent. Wenn dann die Antwort „Das ist geschnittenes Gras“ beim Fühlen von Heu genannt wurde, haben die Landfrauen schon mal ein Auge zugedrückt.

Kühe melken kommt bei den Kindern gut an

Früh übt sich, wer ein Bauer werden möchte. Anders ist es wohl nicht zu erklären, denn am Melkstand der Landfrauen (Leihgabe vom WLV-Verband aus Saerbeck) wurde freiwillig gemolken. Auch hier hatten die Kinder ihren Spaß. Für ein kaltes Getränk und eine Erfrischung (auch für die Seele) hatten die Frauen der kfd ihre Saft- und Quatschbar aufgebaut, die regen Zuspruch bei der meist weiblichen Bevölkerung fand. Aber auch Männer waren als Besucher durchaus erwünscht.

Beim Nachbar-Stand der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) gab es bunte Tattoos von den LeiterInnen der Actionwoche. Das ging ganz schnell: zuerst ein Motiv auf dem Smartphone aussuchen, für zwei bis drei Minuten den Arm oder das Bein still halten, auf dem das Tattoo gezeichnet werden soll, fertig war das Kunstwerk. So manch ein Elternteil hat sich bestimmt erschrocken, als das Kind mit einem Tattoo vom Familienfest nach Hause kam. Nur gut, dass diese abwaschbar waren. 

Zauberer Svenaldi begeistert die Kleinen

Der in Neuenkirchen bestens bekannte Zauberer Svenaldi hatte wieder einmal alle Hände voll zu tun und formte so manch komische Figur aus vielen bunten Luftballons. Nebenbei präsentierte er das ein oder andere Zauberstückchen und verblüffte damit nicht nur die kleinen ZuschauerInnen. Für das leibliche Wohl sorgte der Stand der Vereinigten Schützengesellschaften. Hier gab es kühle Getränke und Pommes Frites. Am Stand der Katholischen Frauengemeinschaft konnten sich Liebhaber von Reibekuchen den Teller vollmachen, jeder Einzelne „mit Liebe gebacken“.

Leckeres Rosinenbrot, herzhaften Bauernstuten und Butterkuchen, alles zuvor frisch gebacken am Heimathaus in Neuenkirchen, gab es am Stand des Heimatvereins zu kaufen. Schon nach rund zwei Stunden waren die Produkte alle vergriffen. Dennoch verweilten die BesucherInnen an dem Stand, um die Bildbände vom 750-jährigen Jubiläum im Jahre 1997 durchzublättern. Die Landjugend hatte direkt neben dem KURTI einen Miggibagger aufgestellt. Hier konnte der Traum eines jeden Jungen erfüllt werden, einmal selbst auf einem Bagger zu sitzen und den Hebel in die Hand zu nehmen für ein kleines Geschicklichkeitsspiel. Nach einer kurzen Einweisung ging es direkt los. Die Kids hatten es sehr schnell raus, welcher Hebel die jeweilige Funktion ausführt. 

Kaninchenstreicheln lockt die Kids an

Am Stand des Rasse- und Ziergeflügelzuchtvereins konnten unterschiedlichste Hühner in einer großen Voliere bewundert und kleine Küken gestreichelt werden. Beim Stand des Kaninchenzuchtvereins stand das „Kaninchen-Streicheln“ hoch im Kurs. Am liebsten hätten einige der Kinder ein Kaninchen mit nach Hause genommen. Doch da fängt dann die Arbeit erst an. Was im Ort alles „so süß aussieht“, ist in Wirklichkeit auch mit Arbeit verbunden. Doch so ist es bei jedem Hobby, da darf man die Arbeit einfach nicht sehen. Gute Mitgliederwerbung war auch dieser Stand allemal.

Am Stand des Vogelschutz- und Zuchtvereins Kanaria 64 wurde demonstriert, wie ein Vogelhäuschen hergestellt wird. Ganz zur Freude der Kinder, die erstaunt waren, wie einfach doch die Herstellung eines derartigen Werkstückes ist. Immerhin durften sie selbst Hand anlegen, hämmern, bohren und schrauben. Am Stand des Sozialverbands VdK gab es zuverlässige Beratung und kompetente Auskünfte rund um die Bereiche des allgemeinen und besonderen Sozialrechts.

Graphic-Recording vom Karikaturist Heinrich Schwarze-Blanke

Heinrich Schwarze-Blanke aus Horstmar, bekannt als Karikaturist der wöchentlichen Zeichnungen im Mitteilungsblatt, brachte beim Graphic-Recordimng die Anregungen und Wünsche der BesucherInnen des Familienfestes auf’s Papier, natürlich in Farbe. Seine Tochter Denise stand im regen Kontakt mit den Zuschauer-
Innen, die am Stand des Karikaturisten anhielten und begeistert waren von den Zeichenkünsten dieses Ausnahmekünstlers. Apropos Begeisterung: Wie Heinrich Schwarze-Blanke im Interview mit dem Mitteilungsblatt mitteilte, war er am Sonntag selbst davon begeistert, wie zufrieden die NeuenkirchenerInnen mit ihrem Ort sind. „Das hören wir immer wieder, das zieht sich wie ein roter Faden durch die Antworten“, sagte der Karikaturist.

Für die musikalische Unterhaltung sorgten die Spielmannszüge Heithoek, Offlum und Sutrum-Harum. Immer wieder zeigten sie ihr Können und spielten Auszüge aus dem umfangreichen Repertoire auf der Bühne am Heyeröder Platz zwischen der Sparkasse und Zweirad Heemann. Beim Marsch durch die Fußgängerzone hin zum Rathausplatz hatten sie die volle Aufmerksamkeit der BesucherInnen, denn es wurde nicht nur laut, teilweise auch eng. Die Roten Husaren versorgten die BesucherInnen mit frischem Kuchen und Kaffee, während die Minigarde auf der Bühne ihr Können präsentierte.

Auch beim Dosen-Werfen des Kinderspielplatzes Kreyenburg waren die Kinder sehr ehrgeizig, jeder Wurf sollte schließlich ein Treffer sein. Dass das nicht immer funktioniert hat, soll an dieser Stelle kein Geheimnis bleiben. Aber wie heißt immer so schön: dabei sein ist alles! Ähnlich war es auch beim Nagelbalken und der Schokokussschleuder der Kolpingfamilie Neuenkirchen. 

Partyband am Samstagabend überzeugte

Am Samstagabend füllte sich der Heyeröder Platz zunehmend mit Männer und Frauen, die auf den Auftritt der Band „Paradise at midnight“ warteten. Und das Warten hat sich durchaus gelohnt. Die Partyband holte die BesucherInnen mit lauten Beats und ihrem perfekten Sound ab. In ihrem Repertoire hatten sie durchaus Lieder, bei denen das Publikum absolut textsicher war. Mit der Unterstützung der BesucherInnen klang der Abend gemütlich aus, die Anwesenden kamen voll auf ihre Kosten. Die Band spielte bis kurz vor Mitternacht an diesem lauen Sommerabend. Mit der Auswahl der Band und der Musikrichtung haben die Veranstalter ins Schwarze getroffen. Gleichwohl hätte die Band das Doppelte an ZuhörerInnen verdient als die rund 300 Anwesenden.

Ehrenamt präsentierte sich auf Blaulichtmeile

Auf dem Rathausvorplatz präsentierte sich an beiden Tagen des Familienfestes das Ehrenamt mit der Freiwilligen Feuerwehr Neuenkirchen, dem Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes und der Ortsgruppe der DLRG Neuenkirchen / Wettringen auf der Blaulichtmeile. Neben den Großfahrzeugen stellten die ehrenamtlichen Hilfskräfte alles aus, was zum Bevölkerungs- und Katastrophenschutz irgendwie dazu gehört. Bei der Freiwilligen Feuerwehr Neuenkirchen beteiligte sich die Aktive Wehr, Jugendfeuerwehr und der Musikzug. Vier Einsatzfahrzeuge wurden ausgestellt, ABC-Equipment gezeigt und die Absturzsicherung der Einsatzkräfte wurde demonstriert. Wie Gemeindebrandinspektor und Stellvertretender Wehrführer Rolf Bücker im Interview mitteilte, war das Interesse an der Feuerwehr auf dem Familienfest groß. Es wurden viele Fragen der BesucherInnen und Besucher gestellt, die fachmännisch beantwortet wurden. Besonders die Kids hatten ihre große Freude an den roten Autos mit Blaulicht.

Wer träumt nicht auch davon, einmal in einem großen Feuerwehrauto zu sitzen? Wenn dann auch noch das Blaulicht eingeschaltet wird und das Martinshorn ertönt, was kann dann noch schöner sein? Positiver Nebeneffekt für die Jugendfeuerwehr an diesem Wochenende war es wohl, dass sich drei Interessierte gefunden haben, die sich der Jugendfeuerwehr anschließen möchten. 

DRK zeigt sich stark im Katastrophenschutz

Auf der Blaulichtmeile präsentierte sich auch der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes mit einem Mannschaftstransportwagen, dem Landes-Krankentransportwagen, dem Rettungstransportwagen des DRK-Neuenkirchen sowie dem Gerätewagen Sanitätsdienst des Landes NRW (stationiert in Metelen). Darüber hinaus wurde in der extra aufgebauten Feldküche Reitersuppe, Gemüsesuppe und Gulaschsuppe gekocht. Gleichzeitig wurde hier demonstriert, dass auch im Katastrophenfall die Versorgung gesichert ist, bis maximal 250 bis 300 Personen.

Der Kreisverband Katastrophenschutz hat ebenfalls neues Equipment angeschafft, welches jeder Ortsverband zu Präsentationszwecken ausleihen kann. So wurde in Neuenkirchen das Paket „Katastrophenschutz aus der Kiste“ präsentiert. Mit dem Material und den Informationen der ehrenamtlichen Kräfte vor Ort kann der Katastrophenschutz erklärt werden. Natürlich darf das Thema „Erste Hilfe“ an solch einem Tag nicht fehlen, aber auch das Themenfeld der Reanimation wollten die Ehrenamtlichen HelferInnnen den Interessierten näherbringen. Dazu wurden vier Reanimationspuppen ausgelegt und jeweils mit einem Tablet verbunden. Die Daten wurden auf einen Fernseher gespiegelt. Darauf konnte man vier Einsatzfahrzeuge sehen. Je effektiver gedrückt wurde, desto schneller waren die Fahrzeuge im Ziel. Das spornte die „Reanimateure“ noch mal so richtig an. Für die kleinen Gäste gab es am Stand des Deutschen Roten Kreuzes Slush-Eis und Popcorn.  

Freie Mitarbeiter unterstützen Arbeit des DRK

Aktuell gibt es 83 Mitglieder im Ortsverein des DRK, gegliedert in 76 Aktive und sieben Ehrenmitglieder. Gleichzeitig kann der Ortsverein auf 13 Freie MitarbeiterInnen zurückgreifen. Diese sind nicht Mitglied im Ortsverein, unterstützen aber gerne zum Beispiel bei der Blutspende oder bei anderen Projekten wie beim Testzentrum. 563 Fördermitglieder ermöglichen die professionelle Arbeit des Ortsvereins. Sie sorgen durch ihren Beitrag dafür, dass MitgliederInnen des DRK-Ortsvereins den Sanitäts- und Rettungsdienst für die bei rund 100 Veranstaltungen leisten können. Ohne diese ehrenamtliche Hilfe könnten derartige Veranstaltungen nicht durchgeführt werden.

Präsenz bei Fußball und Konzerten

Was viele BürgerInnen nicht wissen, dass Mitglieder des Ortsvereins auch Sanitäts- und Rettungsdienste bei den Fussballclubs von FC Schalke 04 und Borussia Dortmund sowie beim VfL Bochum leisten. Auch bei Großveranstaltungen und Konzerten der Ärzte und AC/DC waren NeuenkircherInnen präsent. So kann den HelferInnen der Dienst und gleichzeitig ein kleines Benefit ermöglicht werden. Letztendlich ist es dann eine Win-Win-Situation für alle Seiten. Übrigens: An diesem Wochenende rückte der Rettungstransportwagen des DRK dreimal aus, um den Rettungsdienst des Kreises Steinfurt bei Notfalleinsätzen zu unterstützen. Die Anfahrt erfolgte jeweils direkt vom Rathausvorplatz aus.

Was macht eigentlich der Ortsverein der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft? Diese Frage hat sich bestimmt schon der ein oder andere gestellt. Auf dem Präsentations- und Infostand der DLRG gab es die passenden Antworten dazu. Das HigIight an dem Stand war sicherlich das aufblasbare Rettungsboot IRB (Infatable Rescue Boat). Die Kids konnten Platz nehmen in dem Boot und kamen mit aufgesetzten Helm der Realität ein kleines Stückchen näher. Das Boot ist seit einiger Zeit im Bestand der Ortsgruppe, wurde bislang jedoch noch nicht im Ernstfall eingesetzt. 

Stand der DLRG

Darüber hinaus wurde demonstriert, welcher Aufwand notwendig ist, um Sandsäcke zu befüllen, welche bei Hochwassereinsätzen von Nöten sind. Am Gerätewagen der DLRG konnten sich die BesucherInnen die umfangreichen Arbeits- und Rettungsgeräte der DLRG ansehen und sich darüber informieren. Neben der kompletten Ausrüstung eines Rettungstauchers konnten sich Interessierte den Einsatz von Hebeballons erklären lassen. Diese werden zur Bergung von untergegangenen Wertsachen eingesetzt. So wird der Hebeballon, der an der Unterseite eine Öffnung aufweist, vom Taucher mit in die Taufe genommen. Der Hebeballon (wird mit Sauerstoff aus der Flasche gefüllt) an das zu bergende Objekt ang wird vom Taucher ebracht und an die Wasseroberfläche befördert.

Einzelhändler im Ort zeigen sich zufrieden

Auch wenn es am Samstag nicht ganz so voll war in der Fußgängerzone, zeigten sich die Einzelhändler in der Fußgängerzone sehr zufrieden mit der Resonanz vom Familienfest. „Am Sonntagnachmittag war es richtig gut bei uns. Die Kunden waren interessiert, kleinere Dinge, wie zum Beispiel ein Fahrradsattel oder einen Fahrradkorb haben die Kunden schon mal direkt mitgenommen“, sagte Markus Heemann vom gleichnamigen Zweirad-Fachgeschäft. Auch Dagmar Leewe vom Modegeschäft H31 war zufrieden mit den Besucherströmen am Wochenende. Viele Kunden nutzen die zuzsätzlichen Öffnungszeiten am Sonntag.

 

Kommentar

Ohne die Vereine läuft es nicht! 

Herzlichen Glückwunsch zum 775-jährigen Jubiläum! Danke an die MitgliederInnen aller Neuenkirchener Vereine und Verbände, die  zum Erfolg des Familienfestes beigetragen haben. Doch etwas Kritik müssen sich die Verantwortlichen anhören. So habe ich als Journalist am Wochenende unzählige Male von BesucherInnen und Gästen auf dem Familienfest, aber auch von Kaufleuten und Vereinsmitgliedern gehört, dass die Veranstaltung zu wenig beworben wurde. Einfach nur mal schnell eben einen Post auf Instagram und Facebook reicht da augenscheinscheinlich nicht aus. Dann wäre auch tagsüber am Samstag mehr Betrieb in der „Guten Stube“ und am Abend der Heyeröder Platz voller gewesen beim Auftritt der Party-Band „Paradise at midnight“. Der Sonntag hat dann aber wieder alles rausgerissen und sorgte für zufriedene Gesichter bei allen Beteiligten. Und das ist doch das, was am Ende zählt und hoffentlich in guter Erinnerung bleibt! Neuenkirchen, du kannst stolz auf deine Vereine sein!

Stefan Heuermann