In diesem Jahr wird es diese Form des Sterntalermarktes wohl nicht geben. | Archivfoto

 

Am Mittwochnachmittag informierte Christin Politano vom Verkehrsverein Pro Neuenkirchen (VVN) die Mitglieder in einem Rundschreiben per Mail über die Absage des Sterntalermarkts 2022 „in der gewohnten Form“.

Der Vorstand des Verkehrsvereins Pro Neuenkirchen, der nach Aussagen von Geschäftsführer Janis Große Wöstmann geschlossen hinter dieser Entscheidung steht, begründet dieses Vorhaben damit, dass es aufgrund der Entwicklung der aktuellen Gegebenheiten und unter Abwägung aller Gesichtspunkte keine Alternative gebe, als den Sterntalermarkt „in der gewohnten Form“ abzusagen.

Rahmenprogramm ist vom VVN geplant

Dennoch plant der Verkehrsverein für Sonntag, 4. Dezember, einen Verkaufsoffenen Sonntag, der angelehnt sein soll an ein weihnachtliches Rahmenprogramm mit Nikolausumzug mitsamt Kutsche durch die Fußgängerzone, ein weihnachtliches Bühnenprogramm auf einer Bühne, wie zum Beispiel die Weihnachtsbäckerei für Kinder, Chorgesang und die Nikolaussprechstunde. Auch das beliebte Rudelsingen wurde schon angefragt. In dem Rundschreiben ist weiterhin die Rede von „einem winterlichen Angebot an Speis und Trank für die BesucherInnen“; Verkaufshütten werden somit wohl nicht aufgebaut.

Markt kann nicht wie gewohnt stattfinden

„Eigentlich hätten die Planungen für den diesjährigen Sterntalermarkt bereits begonnen, doch gemeinsam mit dem Vorstand ist die Entscheidung gefallen, dass der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr nicht wie gewohnt stattfinden wird“, schreibt der Verkehrsverein zu Beginn des Rundschreibens. Nach zweijähriger Corona-Pause freuen sich die Menschen augenscheinlich darauf, sich wieder versammeln zu können, sich austauschen und miteinander reden und feiern zu können, doch jetzt kommt unerwartet die Absage dieser traditionellen Veranstaltung „in der gewohnten Form“ durch den Verkehrsverein Pro Neuenkirchen. 

Seit 2017 findet der Sterntalermarkt auf dem neuen Rathausvorplatz statt. Anfänglich kamen die Rückmeldungen von den BesucherInnen, „die Atmosphäre ist nicht so gemütlich, es fehlt an Tannengrün und Beleuchtung“. Hier wurde nachgebessert, die Beleuchtung wurde angepasst, an einigen Stellschrauben wurde nachjustiert. Schon im darauffolgenden Jahr 2018 war das Echo aus der Bevölkerung deutlich besser. Insgesamt wurde der Sterntalermarkt stärker besucht als die vergangenen Jahre, als der Markt noch in der Fußgängerzone stattfand.

Richtig zufrieden war der Einzelhandel nicht

Dort waren die Hütten und Stände zu weit auseinandergezogen, die Eingänge und Schaufenster der Einzelhändler durften teilweise nicht zugestellt werden. Dann wurden die Hütten kompakter zusammengestellt, auch ein weiterer Versuch, „etwas mehr Gemütlichkeit in die ‚Gute Stube‘ zu bringen“; war auch nicht richtig. Danach wurden Stimmen laut, „es war zu eng; kein Durchkommen mehr; viel zu wenig Stände; viel zu klein“. Die Einzelhändler haben 2017 dem Versuch zugestimmt, den Sterntalermarkt auf dem Rathausvorplatz stattfinden zu lassen. Richtig überzeugt waren sie davon nicht, wollten es aber auch nicht blockieren.

Fehlende Sponsorengelder der Händler

Wie Janis Große Wöstmann im Interview mit dem Mitteilungsblatt erklärte, habe die Energiekrise dazu beigetragen, den Sterntalermarkt auf den Prüfstand zu stellen. „Nicht dass wir nachher den Markt absagen müssen, weil wir keine Weihnachtsbeleuchtung anmachen dürfen.“ Die Einzelhändler im Ortskern würden den Sterntalermarkt lieber im Ortskern sehen, steuern sie doch einen Teil der Kosten durch Sponsoring bei. Auch haben die Verantwortlichen Bedenken, „ob nicht doch noch irgendeiner kurz vorher den Markt absagt“.

Somit gibt es keine zuverlässige Planungssicherheit für die Verantwortlichen, wie sich mit fehlenden Sponsorengeldern ein Sterntalermarkt „in der gewohnten Art“ wirtschaftlich darstellen lässt. Bislang sind noch keine Abfragen bei potentiellen Standbeschickern durch den Verkehrsverein erfolgt. Bisherigen Interessenten sei mitgeteilt worden, dass aktuell noch keine Informationen vorliegen, ob und in welchem Umfang ein Sterntalermarkt in diesem Jahr stattfinden wird. An den beiden Wochenenden vorher (am 18. und 19. November sowie am 25. und 26. November) findet zudem der „Weihnachtszauber im Stadion“ bei Dinkhoffs an der Gartenstiege statt. „Ich bin mir nicht sicher, ob Neuenkirchen insgesamt drei Wochenenden mit Weihnachtsmärkten verkraftet“, war
die Aussage von Janis Große Wöstmann am Mittwochnachmittag.

Anderes Konzept beim „Weihnachtszauber“

Beim „Weihnachtszauber im Stadion“ bei Dinkhoff entstehen keine Standkosten für die Beschicker. Es wird nach Ende der Veranstaltung um eine freiwillige Spende gebeten; die Höhe bestimmt jeder individuell. Der gesamte Spendenerlös wird anschließend für einen wohltätigen Zweck gespendet. Lediglich wird ein kleiner Kostenbeitrag für Wasser, Strom und Beleuchtung von den Standbeschickern erhoben. 

Ergebnis der Befragung steht aus

Der Einzelhandel ist mit dem Rundschreiben vom 12. Oktober nun aufgefordert, eine Rückmeldung bis spätestens zum 4. November an den Verkehrsverein zu geben, ob das jeweilige Unternehmen oder die Person mit einem Solidarbeitrag den Verkaufsoffenen Sonntag am 2. Advent (Sonntag, 4. Dezember 2022) unterstützen möchte. Von der Anzahl der Rückmeldungen machen die Verantwortlichen es abhängig, ob ein Verkaufsoffener Sonntag in Neuenkirchen durchgeführt wird. An der Durchführung des Sterntalermarktes mit einem ansprechenden und weihnachtlichem Rahmenprogramm wie oben beschrieben, hält der Verkehrsverein Pro Neuenkirchen fest. Daher geht der Verkehrsverein in diesem Jahr einen neuen Weg mit einem geänderten Konzept. Die hieraus gewonnenen Erfahrungen werden sicherlich in die Planungen für den Sterntalermarkt im Jahr 2023 mit einfließen.

Kommentar

Ist das der Anfang vom Ende?

„Der Sterntalermarkt kann nicht wie gewohnt stattfinden!“ Diese Aussage im Rundschreiben des Verkehrsvereins stimmt nachdenklich. Nach der langen Corona-Pause können endlich wieder öffentliche (Weihnachs-)Märkte stattfinden – und jetzt kommt die Absage beziehungsweise die Abweichung vom bisherigen Konzept. Die BesucherInnen haben es wohlwollend aufgenommen, dass der Sterntalermarkt in den letzten Jahren auf dem Rathausvorplatz stattfinden konnte, mit steigender Akzeptanz durch gesteigerte Wohlfühlatmosphäre. Es besteht die latente Gefahr, dass man mit dieser Entscheidung dem Sterntalermarkt einen Todesstoß versetzt. Vielleicht gibt es zukünftig ein völlig anderes, besseres Konzept mit neuen und tollen Ideen, die bislang noch keiner kannte?! Möglicherweise können die Neuenkirchener im Dezember 2024 einen bislang noch nie dagewesenen Weihnachtsmarkt im Park der Villa Hecking besuchen, der durch zahlreiche Verkaufs- und Essensstände und das weihnachtliche Ambiente rund um das neue Heimathaus (ehemaliges Wehrhaus Temmen) sein Highlight finden wird. Bis es so weit ist, können die Verantwortlichen den umgebauten Kirchring als Basis für die Überlegungen zur Durchführung des Sterntalermarkts 2023 nehmen. 

Stefan Heuermann