Über Kunst kann man ja bekanntlich streiten. So heißt es im Volksmund, genauso wie das Sprichwort „Ist das Kunst oder kann das weg“? Doch was Irmgard Banning vom Malatelier 38 zusammen mit einem Team von rund 10 HelferInnen am vergangenen Sonntag von 10 bis 16.30 Uhr auf die Beine gestellt hat, das war schon echt beeindruckend, das war „Kunst vom Feinsten“. Mit dem ersten Kunstmarkt in Neuenkirchen und seinen insgesamt 73 AusstellerInnen wurde es nicht nur richtig bunt in der Ortsmitte von Neuenkirchen. Nein, die Fußgängerzone wurde zu einem riesigen Malatelier für kunstvolle Bilder und ein Mekka für Künstlerinnen und Künstler aus dem Kreis Steinfurt und darüber hinaus.
Idee für den Markt kam im Herbst 2023 auf
Die Idee zum 1. „Kunstmarkt für Alle“ kam im Herbst 2023 auf. Engagierte KünstlerInnen sagten spontan ihre Hilfe zu. „Wie können wir die Kunst näher an die Menschen bringen, war ein Leitgedanke für die Umsetzung. Was liegt da näher, als seine Utensilien zu packen, vor die Tür zu gehen und mit engagierten Menschen, die Spaß und Freude an diesem neuen Kunstformat haben, die Ideen umzusetzen. Das war die eigentliche Geburtsstunde des Kunstmarkts“, sagte Irmgard Banning im Gespräch mit dem Mitteilungsblatt. Doch solch ein Markt lebt nicht von den Kunstwerken und den AusstellerInnen allein, sondern auch von den Besucherinnen und Besuchern, die den Markt mit noch mehr Leben und Inhalten füllen. Also wurde die Werbetrommel gerührt, es gab Zeitungsberichte, Flyer wurden gedruckt und verteilt, mit viel Mundpropaganda wurde auf die Veranstaltung hingewiesen – und plötzlich war er da, der anvisierte Sonntag, der 16. Juni 2024.
Mit bangem Blick in Richtung Himmel zeichneten die HelferInnen schon früh morgens mit Kreide die Flächen der Standbeschicker auf den Asphalt. Doch das Ergebnis sollte nicht lange halten. Der darauf einsetzende Regen machte die Standvorgaben zunichte. Der Adrenalinspiegel bei den Verantwortlichen stieg stetig an, der Blutdruck ging in die Höhe, der Pulsschlag war mit dem bloßen Auge zu erkennen. Immer wieder wehte der Wind einige Bilder um, die Pavillons mussten festgezurrt werden. Als Bürgermeister Willi Brüning um 10.30 Uhr den 1. Kunstmarkt in Neuenkirchen offiziell eröffnen wollte, kam die Sonne durch die Wolken. Das dies so geschehen ist, soll, so man den Worten des Bürgermeisters folgen konnte, daran liegen, dass er zusammen mit seiner Frau in einer Waldkapelle in Brochterbeck mehrere Kerzen angezündet haben will, damit passend zum Kunstmarkt die Sonne scheint – Mission erfüllt. Brüning stellte in Aussicht, diese Veranstaltung als festen Punkt in den Veranstaltungskalender der Gemeinde aufzunehmen, wenn das gewünscht wird.
Bürgermeister dankte den Organisatoren
Der Bürgermeister sprach Irmgard Banning mit ihrem Team seinen Dank aus für die tolle Organisation des Kunstmarkts. Willi Brüning lobte auch den Einsatz der Mitglieder des Heimatvereins, die auf dem Alten Marktplatz ein Café angeboten haben mit selbstgebackenen Kuchen und Kaffee sowie leckeren Würstchen vom Grill. Immer wieder hörte man am Sonntag zwischen den Reihen den Vergleich mit dem Kunstmarkt in Ootmarsum/Niederlande. „Was habt ihr bloß gemacht? Der Kunstmarkt in Ootmarsum ist nichts gegen diesen tollen Markt mit über 70 AusstellerInnen hier in unserer schönen Gemeinde“, sagte der Bürgermeister bei seiner Begrüßung.
Große Gemälde, kleine Aquarelle, Tusche- und Federzeichnungen, Collagen und Pastellbilder, mal abstrakt, mal gegenständlich, naturalistisch. Auf dem Kunstmarkt war sicherlich für jeden etwas dabei. Und wer sich nicht sicher war, ob das Bild in seine Wohnung passt, der durfte es kurzerhand mitnehmen und zuhause an die Wohnzimmerwand halten, um zu schauen, ob es die richtige Wahl war. So haben es der 26-jährige Kevin und die 25-jährige Linda gemacht. Sie freuten sich mindestens genauso wie die Künstlerin über den Kauf beziehungsweise Verkauf des Bildes. Dieser Deal ging übrigens ohne den Austausch von Daten, ganz einfach auf Vertrauensbasis; gut, wenn man auf dem Dorf wohnt.
Zuhause ist bald kein Platz mehr
Stefan Aupke aus Emsdetten stellte auch seine Kunstwerke aus, denn zuhause ist bald kein Platz mehr, wie er versicherte. Aupke hatte den Aufruf am Anfang des Jahres in der Zeitung gelesen und sich daraufhin beworben. Der junge Mann aus Emsdetten zeigte sich sehr zufrieden mit der Organisation und dem Umfang des Marktes. Das Malen ist der persönliche Ausgleich zur täglichen Arbeit für viele der KünstlerInnen. Über die zahlreichen Bilder und Kunstwerke hinaus machten besonders die persönlichen Gespräche der KünstlerInnen und der kunstinteressierten BesucherInnen das gewisse Etwas aus, was diesen Markt auszeichnete.
Der Mesumer Kunstkreis hatte einen großen Gemeinschaftstand und stellte zahlreiche Kunstwerke aus. Da waren unter anderem Zeichnungen dabei, die Amy Winehouse oder Michael Jackson darstellten. Aber auch eine Schwarz-Weiß-Zeichnung mit der Dame und der roten Rose in der Hand war ein echter Hingucker. Die Rahmen werden jeweils auf das Motiv und die Größe des Bildes abgestimmt, alles in Handarbeit. Viele Bilder werden oft an Laien verkauft, weniger an KünstlerInnen selber.
Irmgard Banning war voller Emotionen
Irmgard Banning war noch voller Emotionen beim Interview am Dienstag in dieser Woche. Kinder und Erwachsene hatten ihre große Freude daran, an einem Stand des Malateliers gegen eine Gebühr von 50 Cent mit einem Pfeil auf eine Reihe Luftballons zu werfen, die mit unterschiedlichen Farben gefüllt waren. Durch zahlreiche Treffer entstand ein farbenfrohes Kunstwerk, das seinesgleichen sucht. Erstes Kaufinteresse des fertigen Kunstwerkes wurde laut Auskunft von Irmgard Banning bereits bekundet.
Am Sonntag zogen immer wieder Wolken am Neuenkirchener Himmel auf und verunsicherten sowohl die KünstlerInnen als auch die BesucherInnen des Kunstmarktes. Immer mit einem Blick auf die Wetter-App auf dem Smartphone entschieden sich die OrganisatorInnen am Sonntag um 16.30 Uhr, zum Schutz der Bilder den Markt wetterbedingt zu beenden. Dennoch zeigten sich alle AusstellerInnen zufrieden mit dem Verlauf des 1. Kunstmarktes. Einige Anrufe sowie WhatsApp-Nachrichten auf dem Smartphone von Irmgard Banning unterstrichen die positive Meinung zum Markt. Ihr besonderer Dank gilt allen AusstellerInnen sowie den Mitgliedern des Heimatvereins und den zahlreichen HelferInnen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Über eine Wiederauflage des Kunstmarktes wird schon jetzt laut nachgedacht; möglicherweise mit etwas reduzierten Öffnungszeiten.