Sie heißen Ambercup, Aladdin, Butternut, Bischofsmütze, Hokkaido, Lilly Pump, Starship, Snowwhite oder Ufo: Kürbisse wohin das Auge schaut, einer prächtiger und bunter als der andere, gab es am Wochenende in Neuenkirchen zu sehen und genießen. Seit 27 Jahren ist das Kürbisfestival in Neuenkirchen der Anziehungspunkt der umliegenden Region im Herbst.
Eine ganze Haupt- und Emsdettener Straße voller Attraktionen, viele kulinarische Spezialitäten: Kürbiskuchen, Kürbisbrot, Kürbiswaffeln, Kürbissuppe. Aber auch viele „normale“ Leckereien: Kartoffelpuffer mit Apfelmus, Backfisch mit Aioli, Gyros, Poffertjes, belgische Pommes Frites, Eis in allen Variationen. Und natürlich die Klassiker: Mantaplatte am Pommes-Stand, Bratwurst von Evers, Flammkuchen der Landfrauen, Kaffee und Kuchen von den „Roten Husaren“, den Heithoeker Schützen oder dem „Malatelier 38“, wie auch die leckeren Waffeln der SchülerInnen der Emmy-Noether-Schule. „Unser frisches Brot war sofort ausverkauft“, wusste Albert Wewer vom Heimatverein.
Handgemachtes vor Kommerz
Nein, es war nicht nur ein lukullisches Fest. Viele Stände boten selbst hergestellte praktische Dinge des Alltags an. Selbstgestricke Mützen, Handschuhe und Socken, Küchenartikel, Holzgeschnitztes, Filz nicht nur für Pantoffeln, sondern als Halter für Rommée- und Canasta-Karten, Brötchenkörbe und Vieles mehr. „Natürlich brauchen wir auch die Kommerziellen, die sind bei uns in der Minderheit. Selbstgemachtes ist der Schwerpunkt des Kürbisfestes“, betont Janis Große Wöstmann, Geschäftsführer des Verkehrsvereins.
So unterschiedlich Kürbisse sind, mal groß, mal klein, mal Esskürbis, mal Zierkürbis – an den Ständen gab es alles, was sich daraus herstellen lässt: Brot, Marmelade, geröstete Kürbiskerne, Suppe, Öl, Reibeplätzchen, Grablichter, geschnitzte Halloween-Gesichter, tierähnliche Figuren, Phantasiegebilde.
Viel los auf der Bühne am Samstag
Die Bühne auf dem Heyeröder Platz stand an beiden Tagen kaum still. Den Anfang machte am Samstag „Don Kidschote von La Plantscha“ (Christoph Bäumer aus Münster), der so gerne ein echter Ritter werden wollte. Wie sein Vater, Opa, „Uhr-Opa“ und „Uhr-Uhr-Opa“. Jeder kann Ritter sein. Oder Ritterine“, weiß er. Drei Bedingungen: Er braucht 1. einen echten Freund, 2. jemanden, der ihn ganz doll lieb hat und 3. Mut! Natürlich besteht er die drei Bedingungen – und alle Neuenkirchener Kinder gleich mit: Sie sind nun alle Ritter wie Don Kidschote!
Zwei Gitarren, ein Cajon und ganz viele einfühlsame Lieder: Das Duo Martin Schlee aus Neuenkirchen und Michael Mühlmann aus Münster sehen nicht nur aus wie Simon and Garfunkel, sie klingen auch so. „The Boxers“ sind ein schlagkräftiges Akustik-Duo aus dem Münsterland. Cat Stevens, The Beatles, Don McLean, John Denver, Sting, Snow Patrol, Oasis, U2, Ed Sheeran, Coldplay, Elton John, Milow, aber auch viel Deutsches: Reinhard Meys „Über den Wolken“, Marius Müller Westernhagens „Ich will zurück auf die Straße“ oder Herbert Grönemeyer. Die Buden auf der Hauptstraße waren längst geschlossen, es kamen immer mehr Zuhörer, da konnten sie einfach nicht aufhören. Erst mit „The Sound of Silence“, es war schon dunkel, gaben sie Silence.
Kein Durchkommen mehr am Sonntag
Sonntag dasselbe Bild in der Fußgängerzone. Nur: kein Durchkommen. „Sonntag ist es immer voller als am Samstag“ prophezeite Christin Politano vom Verkehrsverein bereits zuvor. Die Parkplätze auf dem Kirmesplatz, vorm Edeka, auf den Zufahrtsstraßen waren überfüllt. Ein neuer Anziehungspunkt: Der Hollandmarkt mit Chrysanthemen, Poffertjes, Wurst, Gemüse, Obst –auch früher exotisches, nun einheimisches – und natürlich alle Sorten Käse. „Die Holländer bringen eine Vielfalt zu uns, die ich gar nicht erwartet hätte“, bemerkte eine Besucherin.
Vieles war schon früh ausverkauft
Der Backfisch, die Kartoffelpfannkuchen und Flammkuchen waren am Nachmittag schon ausverkauft. „Wenn wir damit gerechnet hätten, hätten wir mehr Teig mitgebracht“, stöhnte eine Waffelbäckerin. Egal, das Kinderkarussell, das Stockbrotbacken – sie alle blieben bis zum Schluss umrundet.
Jongleur und Clown „Svenaldi“ alias Sven Averbeck aus Münster verzauberte wieder vor allem die Kleinen mit seiner Akrobatik und mit Feuerspucken. Zwischen seinen Auftritten fand man ihn in der Fußgängerzone, wo er für Kinder Figuren aus Luftballons formte. Und an vielen Ständen konnten die Kinder selber Kürbisse bemalen, ausschneiden, sie töpferten, bastelten aus Papier und Blüten einen Hut, oder sie wurden von Künstlerinnen im Gesicht bemalt.
Ems-Highlander begeisterten
„Die „Ems-Highlander“ aus Emsdetten schafften es, mit Dudelsack, Trommel und Pied Piper zwei Stunden lang die Neuenkirchener auf den Heyeröder Platz zu bannen. Nicht nur mit „Mull of Kintyre“ oder „Amazing grace“ – sie beherrschen das Repertoire von „Les filles de mon pays“ über „Highland Cathedral“ bis „Leaving Lismore“.
Der Musikzug der Feuerwehr hat auf dem Kürbisfest ein Heimspiel. Mit Stücken nach James Last bis Filmmusik „Hinterm Horizont“ von Udo Lindenberg über „Sweet Caroline“ von Neil Diamond, einem Udo Jürgens-Medley und „Celebration“ von Kool & the Gang reicht ihr Repertoire. Und traditionell ganz zum Schluss: Egerland – Heimatland.
Auch wenn es im Vergleich zu den letzten Jahren in diesem Jahr einige Änderungen gab, wie zum Beispiel die fehlende Kürbinale, so war das Kürbisfestival trotz alledem ein voller Erfolg. Der Holland-Markt als Neuheit war eine echte Bereicherung. Das Wetter hätte nicht besser sein können. Somit zeigten sich am Ende der Veranstaltung alle Beteiligten sehr zufrieden mit dem Ergebnis und freuen sich schon jetzt auf das Kürbisfestival im nächsten Jahr.