125 Jahre – wenn das kein Grund zum Feiern ist! Und das hat die Katholische Kirchengemeinde besonders an diesem Wochenende getan. Einer der Höhepunkte war sicherlich das Festhochamt am Sonntagmorgen um 10 Uhr. Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp zog zusammen mit den Fahnenabordnungen der Neuenkirchen Vereine und Verbände durch das Hauptportal in die St. Anna Kirche ein. 

Zusammen mit Pastor Markus Thoms, Pater Joseph, Pastor em. Norbert Gellenbeck, Pastor em. Paul Hagemann, Pater Peter Quan Nguyen SVD und Diakon Guido Seidensticker zelebrierte der Stellvertreter des Bischofs Felix Genn den Festgottesdienst, der musikalisch vom Kirchenchor und dem Musikzug der Feuerwehr begleitet wurde. Parallel zu dem Festgottesdienst in der St.-Anna-Pfarrkirche fand auf der Rasenfläche neben der Kirche der Kindergottesdienst statt. Hier hatte Marie Ramrath zusammen mit ihrem Team eine Kindermesse für die Kleinen vorbereitet.

Pastor Markus Thoms begrüßte die Gäste in der St.-Anna-Pfarrkirche, die zu diesem besonderen Anlass erschienen waren. Thoms betonte, dass eine Kirche nur lebendig ist und bleibt, wenn sich viele Menschen ehrenamtlich dafür einsetzen. Das haben in den vergangenen 125 Jahren viele Menschen getan, aber auch in der aktuellen Zeit gibt es zahlreiche Frauen und Männer, die sich ehrenamtlich engagieren. 

Wunsch für veränderte Bedingungen

„Dass das auch in Zukunft unter veränderten Bedingungen möglich wird, ist mein Wunsch und auch mein Gebet für uns alle an diesem Festtag“, sagte Pastor Thoms eindringlich. Anschließend las der Pastor ein Grußwort von Bischof Felix Genn vor. In diesem Grußwort hob der Bischof hervor, dass bei einer großen Kirche, wie es die St.-Anna-Kirche ist, nicht das Zentrum die große Kirche mit ihrem Gewölbe mit Turmanlage ist. Vielmehr ist es der Altar, um den sich die Menschen immer versammeln. Bischof Felix Genn äußerte seinen Wunsch, „dass sich möglichst viele Menschen rund um den Altar versammeln mögen, um Gott zu erfahren und zu spüren, dass Jesus ihnen nahe ist und einen vertrauten Umgang mit ihm leben“.

Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp bezeichnete in seiner Predigt die St.-Anna-Kirche mit ihrer 125-jährigen Geschichte als „stein-
gewordene Gedächtnisstütze, die uns vor dem mentalen Verfall, vor geistig geistlicher Amnesie bewahrt und uns daran erinnert, was wir allein vergessen und verlieren würden“. Für viele Menschen in und aus Neuenkirchen sei die St.-Anna-Kirche von großer Bedeutung, allein aus ihrer persönlichen Erinnerung heraus haben sie vielleicht hier erstmalig ein Gotteshaus betreten, ihre erste heilige Messe gefeiert oder sind hier zur ersten heiligen Kommunion gegangen. Andere wiederum haben hier vielleicht ihre Firmung gefeiert oder ihre Hochzeit. 

Noch andere dagegen verbinden das imposante Gebäude mit dem Dank und der Erinnerung an schmerzliche Erfahrungen in ihrem Leben, zum Beispiel beim Verlust eines geliebten Menschen oder bei einer Beerdigung. „Einfach mal zwischendurch rein gehen, Ruhe finden, Obdach für die Seele, weil es sonst manchmal kein anderes Obdach mehr dafür gibt“, empfahl der Geistliche.

Man darf dabei auch nicht außer Acht lassen, was die Gemeinde Neuenkirchen mit diesem Ort verbindet. Winterkamp spannte mit der 125-jährigen Geschichte von St. Anna den Bogen auf die Vitalität und die Lebendigkeit unseres Glaubens. Der Generalvikar brachte seine Verwunderung zum Ausdruck, wie viel Schaffenskraft, Emotionen, Einsatz, Dynamik und Ausdauer die Menschen vor mehr als 125 Jahren aufgebracht haben, um dieses Bauwerk errichten zu können. „Liebe Neuenkirchener, nehmen sie es mir nicht übel, aber ihr Dorf war vor 125 Jahren ein Kaff, ein Nest pur – und dann setzen die da so einen Kasten rein“, sagte Winterkamp.

„Die Zeiten haben sich eben geändert“

St. Anna sagt ganz herzlich „Danke“ und spendiert täglich etwas an der Tanke! – Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke

Wagnis und Zuversicht, Kraft und Geld und natürlich Material; das alles war notwendig, um dieses Gotteshaus Wirklichkeit werden zu lassen. Und das alles ohne öffentliche Mittel und Unterstützung – heute kaum vorstellbar. Dieser Kirchenbau spottet jeder Kosten-/Nutzenrechnung. Winterkamp machte keinen Hehl daraus, dass es in der heutigen Zeit vom Bistum Münster kein „OK“ mehr für einen derartigen Bau gäbe – die Zeiten haben sich eben geändert.

„Das ist einfach nur Platz für Gott, sonst nix. Einfach nur Freiraum Gottes“, sagte Winterkamp. „Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die kann man nicht kaufen“, zitierte der Generalvikar einen Auszug aus einem Werbespot. “Da helfen am Ende auch keine Kreditkarten und keine Kopfschmerztabletten. Manchmal helfen nur noch Räume wie dieser. Das ist alles nicht umsonst, aber gratis“, warb Winterkamp für die St. Anna Kirche. St. Anna möchte in seiner christlichen Utopie und ihrem Raum ein Update für das himmlische Jerusalem sein; in seiner Weite, in seiner Größe und in seiner Offenheit, damit Gott zu einem unmittelbaren Erlebnis wird.

Die Pfarrkirche St. Anna wird immer eine religiöse Bedeutung haben. Auch wenn Kirche sich wandelt, das Leben in der Gemeinde säkularer (säkular = weltlicher; Anm. der Redaktion) wird und einige Menschen Gott aus dem Alltag verlieren – der Bau steht aber immer noch da und hat religiöse Dimensionen, die auch dann noch da sind, wenn möglicherweise nicht mehr so viele Leute zusammen Eucharistie feiern. „Ich wünsche uns allen, dass St. Anna bleibt, was es war und was es ist: Freiraum Gottes und damit Freiraum für uns Menschen; Ort der Erinnerung und damit auch Ort unserer christlichen Utopie und unserer Freiheit“. Mit diesen Worten und einem abschließenden „Amen“, schloss Generalvikar seine Festpredigt.

Bürgermeister gratuliert zum Jubiläum

Am Ende des Gottesdienstes überbrachte Bürgermeister Willi Brüning die Glückwünsche der Gemeinde. Brüning sprach von „Heimat“, wenn er wieder nach Neuenkirchen kommt und schon weitem die imposanten Kirchtürme von St. Anna aus der Ferne sieht. Der Bürgermeister dankte allen, die an der Organisation des Festgottesdienstes beteiligt waren. Ein besonderer Dank galt auch denjenigen, die sich in den vergangenen 125 Jahren ehrenamtlich für die St. Anna Kirche eingesetzt haben. Mit Blick auf den Generalvikar gerichtet, sprach Brüning augenzwinkernd von einer lebenswerten und schönen Gemeinde mit immerhin 14.000 Einwohnern, die aus dem „einstigen Kaff“ in nunmehr 125 Jahren entstanden ist.

Sönke Delarue vom Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde  Neuenkirchen / Wettringen und Pfarrerin Dr. Gesine Schauerte sprachen ebenfalls Glückwünsche aus. Für den Pfarrgemeinderat übernahm dies Helga Heitkötter; die Glückwünsche des Kirchenvorstands sprach Heinz-Jürgen Schenk aus. Dem feierlichen Auszug aus der St. Anna Kirche unter den festlichen Klängen des Kirchenchores und dem Musikzug der Feuerwehr schloss sich ein Festumzug mit den Bannerabordnungen durch die Fußgängerzone über die Friedenstraße an.

Pfarrfest rund um das Karl-Leisner-Haus

Rund um das Karl-Leisner-Haus fand das Pfarrfest der St. Anna Gemeinde statt. Zahlreiche Helferinnen und Helfer hatten etliche Stände und Attraktionen aufgebaut. Ob Sport, Spaß und Unterhaltung, aber auch für das leibliche Wohl war alles bestens vorbereitet. Bei bestem Wetter gab es genügend Zeit für nette Gespräche und Unterhaltungen, aber auch für ein geselliges Miteinander. Die Landfrauen hatten zusammen mit der Caritas-Elisabeth-Konferenz eine große Auswahl an leckeren Kuchen und frischem Kaffee vorbereitet. Im Zelt der Katholischen Frauengemeinschaft präsentierten die Frauen eine reichliche Palette an selbstgemachten Salaten. Mitglieder des Initiativkreises Südafrika verkauften Potjiekos, einen Afrikanischen Eintopf; als Alternative dazu bot die KFD St. Arnold einen „Strammen Max“ an.

Mitglieder der Schützenvereine Offlum und Sutrum Harum hatten in der Mittagszeit alle Hände voll zu tun, damit sie den zahlreichen
Anfragen nach Pommes und Currywurst gerecht werden konnten. Die Vereinigten Schützengesellschaften engagierten sich auf dem
Getränkewagen und versorgten die Gäste mit kalten Getränken. Frisch gebackenes Brot, Rosinenstuten und Butterkuchen bot der Heimatverein zum Verkauf an. Die Messdienergemeinschaft hatte eine Open-Air-Kegelbahn vor dem Karl-Leisner-Haus aufgebaut. Treffsicherheit war beim Fußballdart der CAJ gefragt. Hier konnten Interessierte mit Bällen auf eine überdimensionale Dartscheibe schießen und punkten.

Fruchtige, trockene und halbtrockene Weine präsentierten die Mitglieder des Pfarreirats zum Verzehr an. In der Bücherei gab es Lesestunden für die Kleinen und einen Bücherverkauf. Die Kitas der Kirchengemeinde St. Anna boten interessante Spiele für die Kids. Hier konnten die Kinder eine Slackline ausprobieren, malen oder riesige Seifenblasen in die Luft pusten. Der Musikzug der Feuerwehr sorgte im Garten des Karl-Leisner-Hauses für gute Unterhaltung. Geschicklichkeit war
am Stand der Katholischen Landjugend gefragt. Hier musste mit der Schaufel eines Minibaggers ein überdimensionaler Nagel in ein Gefäss eingeführt werden, während nebenan am Stand des Landwirtschaftlichen Ortsvereins die Kinder auf der  Strohburg Klettern und Rutschen konnten.

Wett-Nageln am Kreuzbund-Stand

Am Stand vom Kreuzbund konnte ebenfalls die Treffsicherheit beim „Wett-Nageln“ getestet werden. Hier musste man mit möglichst wenig Schlägen einen langen Nagel in einem Holzbalken versenken. Als zusätzlichen Schwierigkeitsgrad konnten Interessierte ihr Können mit einer Rauschbrille unter Beweis stellen. Diese Rauschbrille simulierte einen mittleren Rauschzustand von ca. 0,8 Promille und sollte die Beeinträchtigung durch den Genuss von Alkohol simulieren.

Der Schützenverein St. Arnold hatte ein kleines Kettenkarussell aufgebaut, in dem die Kinder ihre Runden drehen konnten. Dazu gab es noch fest terminierte Kirchenführungen für interessierte BesucherInnen und Besucher. Am Nachmittag spielten die Neuenkirchener Spielmannszüge auf und zeigten einen Querschnitt ihrer Repertoire. Damit all dieses möglich war, hatten am Tag zuvor viele helfende Hände mit angepackt. Ein besonderer Dank gilt allen, die zum Erfolg und Gelingen beigetragen haben. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Schützenverein Heithoek, der sich für die Elektrik verantwortlich gezeigt hat.

Der Reinerlös dieser Veranstaltung soll im Ort bleiben und entsprechend für einen guten Zweck gespendet werden.