Am Mittwochnachmittag wurde ein Baum vor der Bücherei gefällt. | Foto: Heuermann

Am Dienstagabend wurde in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses ein Antrag heftig diskutiert. „Unsere Gärtner haben sich mächtig auf den Schlips getreten gefühlt“, gab Christian Niemeyer, Fachbereichsleiter Planen und Bauen, die aktuelle Stimmungslage der Mitarbeiter auf dem Bauhof wieder. „Der Antrag kam in unseren Reihen nicht gut an“, ergänzte Niemeyer und reagierte damit auf einen Antrag der Grünen, mit dem ein verbindliches Vorgehen festgeschrieben werden sollte, wie die Verwaltung zukünftig bei der Begutachtung von gemeindeeigenen Bäumen und damit verbundenen Baumpflegemaßnahmen und gegebenenfalls notwendiger Baumfällungen vorzugehen ist.

Werden jeden Morgen die Kettensägen geschärft? 

Das war Zündstoff (nicht nur) für die Ausschussmitglieder, die Spannung lag förmlich in der Luft. „Was denken die Leute denn bloß von uns? Denken die denn vielleicht, wir schärfen jeden Morgen unsere Kettensägen und rennen durch Neuenkirchen, um zu schauen, welche Bäume wir als nächstes fällen können“, brachte Christian Niemeyer die Reaktionen der Bauhofmitarbeiter ungefiltert in den Ratssaal. Für einen kurzen Moment wurde es still im Rathaus.

Niemeyer brach eine Lanze für seine Kollegen, indem er sagte, „Wir haben gute Jungs am Bauhof mit einer entsprechenden Ausbildung. Viele der Mitarbeiter haben bereits langjährige Erfahrungen durch ihre Zugehörigkeit zum Bauhof. „Die sind fast mit jedem alten Baum per Du“, machte Niemeyer die Situation sehr deutlich. Nach Auskunft des Fachbereichsleiters werden Bäume nicht einfach so gefällt, da wird vorher sehr wohl überlegt, welche Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen notwendig sind. Niemeyer sprach von einem „rücksichtsvollem Umgang mit diesem heiklen Thema“. 

Fachliche Unterstützung des Bauhofs

Unterstützung bei zahlreichen Maßnahmen erhält der Bauhof durch ein Wirtschaftsunternehmen, welches bei der Begutachtung, bei Pflegemaßnahmen, beim Zurückschneiden und beim Baum-
fällen mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Handlungsfähigkeit des Bauhofs und der Verwaltung sollte immer gegeben sein, gerade wenn es mal wieder sehr stürmisch war, so wie in den letzten Tagen und aus Verkehrssicherheitsgründen Maßnahmen ergriffen werden müssen. 

Baumfällaktion am Freibad als Auslöser

Kathrin Horre sprach für die antragstellende Fraktion von Bündnis 90/Grüne an, was der eigentliche Grund eben für diesen Antrag gewesen sei und nannte im gleichen Atemzug die Baumfällaktion
am Freibad. Die Grünen vertreten
die Ansicht, dass an der Stelle nicht alle Bäume hätten „notgefällt werden müssen“. Diesbezüglich bemängelte sie die fehlende Kommunikation, durch die man etwas Dampf vom Kessel hätte nehmen können. 

Horre sprach davon, dass grundsätzlich (nicht nur) bei ihr das Telefon klingelt, sobald ein Baum gefällt wird. Dabei kommt schnell die Frage nach dem „Warum und Weshalb“ auf. Die Fraktionssprecherin der Grünen ist sich durchaus bewusst, das jeder Baum, der heute gefällt wird, anders wahrgenommen wird, als das vor fünf Jahren der Fall war. Nico von Royen (CDU) sprach ebenfalls davon, dass mit einer Transparenz und Information der Bürger mehr Akzeptanz für die notwendigen Maßnahmen geschaffen werden könnte.

Schwarzer Peter für die Gemeindeverwaltung

Manfred Krüger (Grüne) fragte nach dem Verbleib des gefällten Rohstoffes Holz bei derartigen Baumfällaktionen der Gemeinde. Christian Niemeyer versicherte, dass das Holz mit dem Unternehmer verrechnet wird. Ellen Pfennig (Grüne) machte für ihre Fraktion deutlich, dass sie keinen Argwohn gegenüber dem Bauhof haben. „Wenn überhaupt, dann müsste die Verwaltung den schwarzen Peter haben wegen der mangelnden Information“.

Manuela Coße (SPD) sprach ebenfalls von notwendiger Transparenz und Sprachfähigkeit aller Beteiligten und äußerte den Wunsch für mehr Information zu den bevorstehenden Maßnahmen. Christian Niemeyer von der Verwaltung sagte dazu, dass möglicherweise der digitale Standard am Bauhof überschätzt wird. Wenn notwendige Maßnahmen zu erledigen sind, dann gibt es nicht vorher noch eine Mail oder eine Nachricht, dann fahren die Mitarbeiter des Bauhofs raus und machen das. Da gibt es gerade bei kleineren Maßnahmen nicht zuvor eine E-Mail-Kette, bevor es los geht.

Es ist nur ein böser Traum, der Bauhof fällt nicht jeden Baum! | Karikatur: H. Schwarze-Blanke

 

Mehr Vertrauen für Mitarbeiter des Bauhofs

Jörn Küwen (FDP) appellierte eindringlich, dass die Bürgerinnen und Bürger dem Bauhof mehr Vertrauen schenken sollten. Dabei schlug Küwen vor, dass die Verwaltung kurz auf der Homepage eine kleine Nachricht veröffentlichen könnte, sobald ein Baum gefällt wurde. Das sorge für mehr Transparenz und Akzeptanz. Nachdem die Meinungen ausgetauscht waren, zog die Fraktionssprecherin der Grünen, Kathrin Horre, den zuvor gestellten Antrag zurück. „Wenn zukünftig mehr Informationen zu diesem Thema von der Verwaltung signalisiert werden, dann ziehen wir unseren Antrag hiermit zurück.“ Gleichzeitig bat sie den Fachbereichsleiter Planen und Bauen, dem Bauhof die besten Grüße seitens der Grünen auszurichten, mit dem Hinweis, „dass es nicht so gemeint war, wie es vermutlich angekommen ist.“